Man muss kein überzeugter Freisteher sein, um eine verlässliche Stromreserve im Camper zu schätzen. Volle Stellplätze oder voll belegte Stromkästen auf überfüllten Campingplätzen können einen dazu zwingen, länger auf die eigene Stromreserve im Mobil zurückgreifen zu müssen. Je nach Verbrauch und Dauer der Landstrom-freien Zeit kann es zügig eng werden mit dem Strom aus dem eigenen Depot. Es entsteht der Wunsch nach höherer Reserve und mehr Souveränität.
Doch auch das Thema Modernisierung oder technische Verbesserung der elektrischen Anlage ist ein Aspekt, der LiFePO4-Akkus in den Fokus eines Campers rückt. Dies hat auch der Markt erkannt, der mittlerweile sogenannte Untersitzbatterien anbietet. Der Witz an der Sache: Kaum ein Anbieter definiert in der Produktbeschreibung, unter welchen Sitz seine Akkus passen. Und jene, die es tun, vergessen die Nennung des Baumusters oder Baujahres. Trotz dieses Schattens der Unprofessionalität über dem Vermarktungsargument „Untersitzbatterie“ haben wir uns LiFePO4-Akkus, die unserer Erfahrung nach in die Sitzkonsolen vieler Basisfahrzeuge passen, zusammengetragen und eine Übersicht erstellt.
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Eine große Marktübersicht an Untersitzbatterien inklusive sämtlicher technischer Daten finden Sie in der aktuellen September-Ausgabe von Reisemobil International. Ebenso den Königsweg, wie Sie Stromreserven in Ihrem Camper erhöhen, ohne die voll funktionsfähige AGM-, Gel- oder Blei-/Säure-Batterie zu entsorgen.
Mit Untersitzbatterien kann man im Wortsinn Batterien bezeichnen, die in die Sitzkonsolen, also unter die Sitzpolster von Fahrer- oder Beifahrersitz, passen. Wir haben zu den dezidierten Untersitzbatterien noch eine Auswahl weiterer Batterien in Augenschein genommen, die in die Batteriefächer der bestehenden Versorgerbatterien passen und sich daher ebenfalls recht häufig unter den Sitzen wiederfinden.
Allen anheim ist die Intention, möglichst einfach im Mobil untergebracht werden zu können – Plug-and-play sozusagen. Am besten als direkter Ersatz für die dort platzierte AGM- oder Blei-/Säure-Batterie. Während die Untersitzbatterien in ei- genständigen Gehäusen stecken, kommen viele LiFePO4-Akkus in den Gehäusen konventioneller Autobatterien daher, wodurch sie sehr einfach im gegebenen Halter der Versorgerbatterie fixiert werden können. Hier ist vor dem Kauf darauf zu achten, dass die Polbelegung der neuen Batterie identisch ist mit der alten Batterie, da sonst die Anschlusskabel zu kurz sein können. Allerdings warten LiFePO4-Akkus auch gerne mit M8-Schraub- statt Klemm-polen auf. Adapter liegen in den seltensten Fällen der Batterie bei, sie müssen im Zubehörhandel oder direkt beim Batteriehersteller dazugekauft werden.
Die Vorteile von LiFePO4-Akkus liegen auf der Hand: Sie sind leichter, speichern bei gleicher Baugröße deutlich mehr Strom, sind schneller geladen und können deutlich stärkere Ströme über einen längeren Zeitraum abgeben. Zudem, und dies ist das wichtigste Argument, kennen sie das Problem der Sulfatierung nicht. Herkömmliche Batterien verlieren in teilgeladenem Zustand durch Sulfatierung stetig an Speicherkapazität, das passiert bei LiFePO4-Akkus nicht. Sogar die regelmäßige Vollladung ist bei ihnen nicht notwendig.
Die Nachteile dieses Akku-Typs sind übersichtlich. Sie sind teuer und nur in einem überschaubaren Temperaturfenster ladefähig – grob definiert zwischen Null und 45 Grad Celsius. Da die Versorgerbatterien aber meistens im Innenraum des Campers platziert sind, entfällt das Thema unter dem Gefrierpunkt sehr häufig. Über 45 Grad hingegen werden mittlerweile auch in unseren Gefilden in Fahrzeuginnenräumen immer häufiger überschritten, weswegen es im Sommer bei großer Hitze zum Abbruch der Ladung eines LiFePO4-Akkus kommen kann.
Lohnt sich eine Umrüstung?
Sie verfügen über ein funktionierendes Energiesystem auf Basis konventioneller Batterien, dessen Potenzial in 90 Prozent der Fälle ausreicht? Dann lohnt sich eine Umrüstung nicht. Wollen Sie hauptsächlich autark stehen oder renovieren gerade Ihr Mobil beziehungsweise Sie stehen vor dem Ausbau eines Kastenwagens? Dann führt an LiFePO4-Akkus kein Weg vorbei. Finanziell sind LiFePO4-Akkus keine Leichtgewichte, materiell dagegen schon. Wer mit Gewichtsproblemen im Mobil, aber nicht im Portemonnaie kämpft, darf ebenfalls gerne in LiFePO4-Akkus investieren. Denn die Gewichtsersparnis gegenüber herkömmlichen AGM-, Gel- oder Blei-/Säure- Akkus liegt gemessen an der Kapazität bei rund 50 Prozent.
Geht Plug-and-Play?
Jetzt muss man genau hinschauen. Werblich wird bei einigen Anbietern die Aussage, dass LiFePO4-Akkus AGM- oder Blei-/ Säure-Batterien Plug-and-play ersetzen können, stark betont. Andere dagegen weisen ausdrücklich darauf hin, dass ihre LiFePO4-Akkus nur mit entsprechenden LiFePO4-tauglichen Ladegeräten geladen werden dürfen. Was stimmt nun also?
Wir können hier keine weit ausladende, wissenschaftliche Diskussion starten, also müssen wir den gesunden Menschenver- stand bemühen. Die Vernunft lehrt uns, nicht alle Marketingversprechen zu glauben. Beweise dafür gibt es genug, auch ein bekanntes Markenwaschmittel schafft es heute noch nicht wirklich, alle Flecken aus der Wäsche zu entfernen. Und dies, ob- wohl doch seit Jahrzehnten jede Generation „noch reiner wäscht“. Doch bleiben wir bei LiFePO4-Akkus.
Wendet man sich von den teilweise marktschreierischen Startseiten der Websites ab und bemüht den Download-Bereich im Untermenu, stößt man auf folgende Erkenntnis: In einigen Handbüchern und Garantiebedingungen finden sich klare Widersprüche oder zumindest Relativierungen in Bezug auf vollmundige Marketingversprechungen. Beispiele gefällig? CS-Batteries trifft auf der Homepage bei der Beschreibung der Untersitzbatterie 12V/100Ah, Artikelnummer CSX12100-BMS100CS, folgende Aussage: „Zum Einsatz der Batterie ist keine Änderung am Wohnmobil oder Zusatzelektronik erforderlich.“ Da kann der Kunde schnell zu dem Schluss kommen, dass Plug-and-play doch geht. Aber Obacht, denn in Kapitel 10 der Bedienungsanleitung derselben Batterie finden sich folgende Sätze: „Achtung! Verwenden Sie nur für LiFePO4-Zellen geeignete Ladegeräte mit einer Ladeschlussspannung von 14,6V!“ und „Achtung! Selbst einfache Blei-, Gel-, Säure- und AGM-Batterieladegeräte können die LiFePO4-Batterie beim ersten Anschluss beschädigen!“
Das liest sich dann weniger Plug-and-play als in der Produktbeschreibung. Nun kann man CS-Batteries zugutehalten, dass besagte Batterie explizit als „Untersitzbatterie Ducato“ angeboten wird. Allerdings ohne jeglichen Hinweis auf Baujahr oder ähnliche technische Spezifikation des Fahrzeugs. Auch Supervolt beschreitet marketing-technisch einen grenzwertigen Weg. Auf der Homepage bei der Produktbeschreibung der 12V 100 Ah-LiFePO4 steht: „Direkt mit der alten Batterie austauschbar ohne zusätzliche Geräte.“ Im Kapitel FAQs tief unten auf der Webseite findet man beim Thema Lade-Booster folgende Aus- sage: „Wir empfehlen, einen Lade-Booster/ Laderegler zu verwenden, da man mit diesen die für Lithium-Batterien optimale Ladekurve einstellen kann. Das dient der längeren Lebensdauer der Batterien.“
Unsere Empfehlung
Was also tun? Behalten Sie bei einer Umrüstung von Standard-Batterien auf LiFePO4-Akkus unbedingt die bestehende Ladeinfrastruktur im Auge. Das reine Austauschen der Akkus, ohne Prüfung und gegebenenfalls der Anpassung der bestehenden Ladetechnik am eigenen Mobil, macht keinen Sinn. Im Gegenteil, es könnte dem teuren LiFePO4-Akku bereits in kürzester Zeit der Atem ausgehen. Batterie-Ladegerät, Lade-Booster und Solarregler sollten eine LiFePO4-spezifische Ladekennlinie besitzen. Nur damit werden die Akkus so geladen, dass sie ihr volles Potenzial und ihre überlegene Haltbarkeit gegenüber den Standardbatterien ausspielen können.