> Diesel im Winterbetrieb

Verflixte Paraffine

17.10.2018
Bild & Text: Karsten Kaufmann

Die Paraffine im Diesel flocken bei frostigen Tieftemperaturen gerne aus und verstopfen Leitungen und Kraftstofffilter. Reisemobil International zeigt, wie Sie Ihr Wohnmobil im Winter problemlos einsatzbereit halten.

Die Paraffine sind schuld. Die wachsartigen Bestandteile des Diesels flocken bei frostigen Tieftemperaturen gerne aus und verstopfen Leitungen und Kraftstofffilter. Motorstart? Fehlanzeige. Dann hilft nur eins: Reisemobil in eine beheizte Halle schleppen und auftauen. Um solche Pannen zu vermeiden, setzen Mineralölkonzerne ihren Wintertreibstoffen spezielle Additive zu, die die Paraffinflöckchen so klein wie irgend möglich halten.

Grundsätzlich unterscheiden wir in Deutschland drei Qualitäten von Diesel-Kraftstoffen: Sommerdiesel, dessen Filtrierbarkeitsgrenze (CFPP-Wert) bei ziemlich genau null Grad Celsius liegt. Später, von Oktober bis Mitte November, verkaufen die Tankstellen sogenannten Übergangsdiesel, der geht für Temperaturen von bis zu minus zehn Grad Celsius in Ordnung. Erst ab Mitte November bis Ende Februar müssen Tankstellen in Deutschland richtigen Winterdiesel anbieten, der, theoretisch, bis minus 20 Grad Celsius problemlos zum Einsatz kommen kann.

Alternative Premium-Kraftstoffe: Einige Hersteller wie beispielsweise OMV, BP oder Aral bieten das ganze Jahr Hochleistungsdiesel in Topqualität an. Die exklusiven Treibstoffe kosten rund zehn Prozent mehr als der gängige Winterdiesel, aktuell liegt Aral Ultimate Diesel 18 Cent über dem „normalen“ Diesel. Die Wintertauglichkeit ist super: Temperaturen von minus 35 bis 40 Grad favorisieren den Treibstoff uneingeschränkt für Mitteleuropas Winter. Der Mehrpreis ist diskussionsfähig – denn auch potente Additive helfen dem winterschwachen Diesel auf die Sprünge. Ein Liter vom bewährten Wagner „Diesel Winter Frostschutz“ optimiert 500 Liter Winterdiesel für den Einsatz bei Temperaturen von bis zu minus 28 Grad – was durchaus ein solider Wert ist. Kostenpunkt: 20 Euro der Liter – oder umgerechnet, vier Cent pro Liter Treibstoff. Also deutlich günstiger als die Premiumtreibstoffe der Mineralölkonzerne. Noch günstiger wird es mit Fließ-Fit von Liqui Moly, das im Fünf-Liter-Gebinde nur rund 55 Euro kostet und den Liter Diesel, je nach Mischungsverhältnis, nur ein bis zwei Cent verteuert.

Foto: Liqui Moly, Oldie Öl

Harry Hartkorn, Anwendungstechniker von Liqui Moly: „Wenn Winterdiesel nicht verfügbar ist oder ein kräftiger Temperatursturz droht, schaffen Fließverbesserer wie Diesel-Fließ-Fit von Liqui Moly Abhilfe. Je nach Qualität des Dieselkraftstoffes macht das Konzentrat diesen für Temperaturen von bis zu minus 31 Grad Celsius fit.“ Immerhin, so ergänzt Hartkorn, garantiert das Additiv die Fließfähigkeit um bis zu zehn Grad unter die normale Kraftstoffqualität. Kurzum: Bei extrem niedrigen Temperaturen empfehlen Motorexperten grundsätzlich die Verwendung von Additiven oder Premium-Kraftstoffen, insbesondere wenn Fahrzeuge nachts im Freien stehen.

Last but not least, ein Tipp von Marc Schulte, Pressesprecher von BP Europa: „Aufgrund der längeren Standzeiten von Reisemobilen ist besonders der Hinweis hervorzuheben, dass Fahrzeuge nicht vollgetankt werden sollten, wenn nicht geplant ist, längere Strecken zurückzulegen.

Bei längeren Strecken sollte man erst dann voll tanken, wenn das ganze System komplett durchgewärmt ist. Über die Rückflussleitung vom Motor zum Tank wird eine geringe Kraftstoffmenge schneller aufgewärmt und damit eventuell vorhandene Paraffine schneller wieder aufgelöst.“

Tipps für den problemlosen Wintereinsatz des Reisemobils

  • Kraftstofffilter (hier sammeln sich manchmal geringe Mengen Wasser) möglichst vor dem Winter ersetzen und Filtergehäuse trocken wischen.

  • Im Winter Fahrzeug nicht windexponiert parken, da hier Temperaturen noch deutlich tiefer absinken können.

  • Stehen immer nur Kurzstrecken an, sollte das Wohnmobil nicht vollgetankt werden. Über die Rückflussleitung erwärmt sich der Diesel, im Idealfall taut schon versulzter Treibstoff schneller auf, als ausgeflockte Paraffine Leitung und Filter zusetzen können.

  • Bei Temperaturen unter minus zehn Grad empfiehlt Reisemobil International vor dem Tanken ein Additiv zuzusetzen.

  • Finger weg von Petroleum oder Benzin – solche „Additive“ können moderne Motoren schädigen.

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Redaktion
Karsten Kaufmann
Karsten Kaufmann ist seit 2007 bei der Reisemobil International und ist Experte für Praxis und Zubehör.
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