> Reifendruck am Wohnmobil: Reifendruck-Kontrollsysteme

Luft mit System

16.03.2021
Text: Karsten Kaufmann | Bild: Hersteller, K. Kaufmann

Reifendruck-Kontrollsysteme, kurz RDKS, können Leben retten. Eine Nachrüstung gelingt problemlos, die Kosten sind überschaubar. Wichtige Tipps für den Reifendruck am Wohnmobil im Überblick.

Ein falscher Reifendruck ist brandgefährlich. Schon minimaler Druckverlust, der beim Pkw kaum spürbar wäre, kann beim Reisemobil fatale Folgen haben. Der Bremsweg verlängert sich, das Fahrverhalten verschlechtert sich kolossal, insbesondere auf nasser Fahrbahn oder in Kurven. Selbst ESP kann dann mitunter ein Aufschaukeln des Fahrzeugs bei plötzlichen Lenkbewegungen oder Windböen nicht verhindern.

Kurzum: Wer seinen Reifendruck nicht im Blick hat, geht unnötig hohe Risiken ein. Der erhöhte Spritverbrauch bei falschem Luftdruck kommt vor dem Hintergrund der ernst zu nehmen Gefahren nur als lästiger Nebeneffekt hinzu.

Wie aber die drohende Gefahr rechtzeitig erkennen? Im Grunde ganz einfach: durch ein Reifendruck-Kontrollsystem, kurz RDKS. Es kontrolliert, nomen est omen, permanent den Druck in jedem einzelnen Reifen. Solche Systeme sind im Grunde schon seit November 2014 vorgeschrieben – allerdings nicht für Nutzfahrzeuge und somit Reisemobile über 2,5 Tonnen.

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Reifendruck am Wohnmobil: Systeme warnen Fahrer effektiv

Diese, auch TPMS genannt (Tyre Pressure Monitoring Systems), überwachen permanent den Luftdruck der Reifen und warnen, sobald dieser sich in einem Reifen über, oder eben unter einen vorprogrammierten Schwellenwert bewegt. Die Warnung erfolgt durch lautes Piepen und/ oder das Aufleuchten einer Warnleuchte im Display.

Nicht jedes System informiert über den tatsächlichen Druck – dennoch, der Fahrer ist gewarnt und kann schnellstmöglich den Reifen kontrollieren – oder, beispielsweise auf der Autobahn, sofort die Geschwindigkeit reduzieren.

Die meisten serienmäßig montierten RDKS sind indirekt messende Systeme. Diese nutzen die werkseitig vorhandenen ESP- und ABS-Sensoren zur Traktionskontrolle und messen die Drehzahl und den Abrollumfang der Räder.

Bei einem Druckverlust verändern sich diese Parameter – das System interpretiert dies als Druckverlust und informiert den Fahrer. Indirekt messende Systeme sind ungenauer als solche, die den tatsächlichen Luftdruck direkt im Reifen erfassen (s.u.). Der Vorteil für den Fahrzeughersteller – es muss kein weiteres Bauteil installiert werden.

Schrader Solaris RFK 9054
Lescars RDKS

RDKS nur selten Serie

Noch sind RDKS nicht für alle Wohnmobile vorgeschrieben. Nur Minicamper bis 2,5 Tonnen oder M1-homologierte Fahrzeuge müssen werkseitig mit einem RDKS ausgerüstet werden. Letztere sind beispielsweise der VW California, der Ford Nugget oder der Mercedes Marco Polo. Bei einigen Herstellern wie Fiat, Ford oder Mercedes sind RDKS optional zu erhalten. Die schlechte Nachricht: Nicht jeder Reisemobil-Hersteller gibt dieses Angebot an seine Kunden weiter und notiert diese Option in der Liste der Sonderausstattung.

Die gute Nachricht: RDK-Systeme sind problemlos nachrüstbar. Kinderleicht beispielsweise durch kleine Messsensoren, die als Ersatz der Ventilkappen direkt aufs Ventil aufgeschraubt werden. Sie messen nun den Druck im Reifen und funken diesen an einen Empfänger im Fahrzeug. Je nach System ist dies eine Emfangseinheit mit eigenem Display – oder das Smartphone des Empfängers – wo die dazugehörige App, selbstredend, jederzeit aktiviert sein sollte.

Hochwertigere Systeme wie beispielsweise von TireMoni funktionieren verlässlich. Durch die Erhöhung des Gewichts an der Ventilspitze sollten allerdings nur kurze, vorzugsweise Metallventile verwendet werden. Ansonsten verschleißt das hohe Massenmoment das Ventil vorzeitig.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Solche Systeme sollten nicht über die Felgenkante hinausstehen, um vor Beschädigungen geschützt zu sein. Großer Vorteil: Die Sensoren lassen sich bei einem Räder- oder Fahrzeugwechsel problemlos umsetzen.

TireMoni TM 240i/260i

Die aufwendigere Lösung

Etwas aufwendiger, aber auch professioneller: Sensoren im Reifen. Diese werden, vorzugsweise beim Reifenwechsel, innen auf der Felge, als Ventilersatz montiert. Diese Sensoren erfassen Temperatur und aktuellen Reifendruck und funken diesen an die Empfangseinheit. Ihre Batterien arbeiten über vier bis sechs Jahre – oder bis zu einer Laufleistung von etwa 150.000 Kilometern. Ersatzsensoren kosten zwischen 40 und etwa 60 Euro das Stück – eine lohnende Investition in ein gehöriges Plus Sicherheit.

Sollte solch ein direkt messendes System schon werkseitig montiert und bei der Neuzulassung des Fahrzeugs vorgeschrieben gewesen sein, darf es übrigens nicht stillgelegt werden – oder Nachrüstsensoren anderer Hersteller zum Einsatz kommen. Im Gegensatz: Reisemobilisten dürfen dann vorhandene, direkt messende Sensoren ersetzen, wenn diese bei der Neuzulassung des Fahrzeug noch nicht gesetzlich vorgeschrieben und werksseitig installiert waren.

Ti.Systems Modell Stis Stageless 1/1

Die elegante Art

Ein RDKS gehört zu jedem vernünftigen Grund-Setup in einem Reisefahrzeug. Wie schon besprochen: Die Geräte informieren automatisch – die Korrektur des Luftdrucks muss aber stets manuell vom Fahrer vorgenommen werden. Sehr viel einfacher und komfortabler übernehmen das Reifendruck- Regelsysteme. Diese erlauben, über einen Kompressor an Bord, den Reifendruck, je nach Ausführung, im Stand oder sogar während der Fahrt zu variieren.

Die exklusivsten Ausführungen verfügen über mehrere Regelkreise, können somit die Reifen mit verschiedenen Drücken befüllen. Grundsätzlich kommen die Systeme in Fahrzeugen zum Einsatz, die regelmäßig den Luftdruck verändern müssen. Militär, Baustellenfahrzeuge, THW, Feuerwehr – um hier nur einige Einsatzgebiete zu nennen. Beispielsweise Mercedes und MAN verbauen diese Systeme optional in Neufahrzeugen. Aber auch die Anzahl der damit ausgerüsteten (Welt-)Reisemobile steigt beständig.

Insbesondere, wer gerne häufiger auf unbefestigten Wegen unterwegs ist und die endlos langen Zeiten zum Ablassen und wieder Auffüllen der Reifen leid ist, schätzt den Komfort der Systeme. Die bewährten und sehr hochwertigen Reifendruck-Regelsysteme von ti.systems funktionieren beispielsweise rein pneumatisch. Durch den Verzicht auf anfällige Elektronik sind sie quasi wartungsfrei und erlauben es, alle Reifen parallel, innerhalb kürzester Zeit zu befüllen.

Zum System gehört ein spezielles Reifenventil, das dank des großen Durchlasses und einer Schnellkupplung, die Zeiten zum Druck ablassen oder Befüllen kolossal reduziert. ti.systems verspricht bis zu acht mal schneller.

Infobox

Den ausführlichen Artikel mit allen Details und technischen Daten zu den verschiedenen Reifendruck-Kontrollsystemen finden Sie in der März-Ausgabe von Reisemobil International – jetzt in unserem Shop bestellen oder PDF herunterladen.

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Redaktion
Karsten Kaufmann
Karsten Kaufmann ist seit 2007 bei der Reisemobil International und ist Experte für Praxis und Zubehör.
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