Es ist ein Albtraum: Mitten in der Pampa neigt sich der Gasvorrat dem Ende zu. Die Heizung droht den Dienst einzustellen, jetzt noch Wasser für eine wohltuende Dusche aufwärmen? Wohl dem, der mit einem Level-Checker fix und exakt den Stand der Gasvorräte bestimmen kann. Womöglich sind ja noch genug Reserven fürs warme Abendessen, die Dusche und die Heizung an Bord. Gasflaschen-Füllstandsmesser – oder neudeutsch schlicht Gas an Bord ist für viele Camper essenziell. Doch ihren aktuellen Füllstand haben nur wenige im Blick: Voll, halbleer oder schon auf Reserve? Welcher Level-Checker funktioniert präzise und zuverlässig?
Acht Gasflaschen-Füllstandsmesser im großen Praxistest. Reisemobil International hat das Angebot sondiert und ein rundes Testfeld beliebter Systeme zusammengestellt.
Die Produkte unterscheiden sich deutlich in Handhabung, Ausstattung und Messmethode. Die Palette reicht dabei von kompakten Geräten in Stiftform, über Sensoren, die per Magnet an die Flasche geheftet werden und die Werte via Bluetooth aufs Smartphone schicken, bis zu vergleichsweise großen Wiegeplatten. Ein grundsätzlicher Unterschied findet sich in der Art der Messmethode: Einige Systeme ermitteln den Füllstand via Ultraschall, andere wiegen schlicht die vorhandene Gasfüllung. Im Test messen sich der Level Check und Level Control von Truma, der Gas Checker GC 100 von Dometic, der Gaslevel von Gaslock, das GIM mobil von Reich, das E-Gaslevel- Modul von E-Trailer, der Senso4s Plus von GOK sowie der Camping Companion von Liquid Level.
Den Test-Fokus lenkten die Tester auf die problemlose Handhabung sowie auf präzise und reproduzierbare Messergebnisse. Während die Systeme von Dometic, ETrailer, Gaslock, Reich und Truma auf eine Messung per Ultraschall setzen, ermitteln GOK und Liquid Level das Gewicht der Gasflasche und berechnen so die noch verfügbare Restmenge. Eine dritte Variante, die allerdings kaum Verwendung findet und daher nicht im Testfeld vertreten ist, ist die Ermittlung über den Temperaturunterschied. Den preislichen Einstieg markiert der Gaslevel von Gaslock mit 25 Euro, stattliche 183 Euro ruft Liquid Level für den Camping Companion auf.
Waage vs. Ultraschall: Messsysteme im Vergleich
Während Wiegeplatten vergleichsweise schwer und sperrig sind und im Gaskasten entsprechend Platz benötigen, begeistern die leichten Ultraschall-Prüfstifte Truma Level Check, Dometic Gas Checker GC 100 und Gaslock Gaslevel durch ihre kompakte Form und Handlichkeit. Sie sind robust und wartungsarm und gefallen durch ihre Einfachheit: Batterie einlegen und Flascheninhalt messen. Nicht mehr und nicht weniger.
Alle drei Geräte im Test arbeiten ähnlich. Zum Überprüfen der vorhandenen Gasmenge wird das Messgerät waagrecht oder per Magnet an der Flaschenseite angesetzt. In Sekundenschnelle erfolgt eine temperaturunabhängige Messung per Ultraschall. Im Messverlauf setzt der Nutzer das Messgerät mehrmals neu auf, von der oberen Flaschenhälfte abwärts, bis er das Fülllevel erreicht und die Kontrolllampe von Rot auf Grün springt. Wer die exakte Fülllinie ermitteln will, benötigt hierbei etwas Fingerspitzengefühl und Übung – vor allem entlang der Schweißnaht.
Insgesamt gelingt es mit dieser Methode aber durchaus, schnell und weitestgehend exakt zu ermitteln, wie viel Gas noch in der Flasche ist. Tipp: Gasflaschen sind im vollen Zustand nur zu 80 Prozent gefüllt. Es lohnt daher schon einmal volle Flaschen zu messen, um die obere Füllstandlinie zu kennen. Zukünftig kann man nun – ausgehend von diesen 100 Prozent – die aktuelle prozentuale Füllung der Flasche recht verlässlich überschlagen.
Das GIM mobil von Reich funktioniert anders. Es wird oben auf die Gasflasche aufgesetzt und hält über Magnete. Per Knopfdruck startet die Ultraschallmessung automatisch. Nach rund einer halben Minute wird die Restmenge an Gas in Kilogramm auf dem Display angezeigt. Nachteil: Bei tiefen Gasflaschenkasten und wenig Platz ist die richtige Platzierung ein wenig knifflig und ein Ablesen der Anzeige schwierig, dafür erhält der Camper eine ziemlich exakte Angabe über die vorhandene Restmenge. Der Gang zum Gasflaschenkasten ist bei allen vier bisherigen Testobjekten obligatorisch.
Auch per Ultraschall, aber eine Stufe komfortabler arbeiten das Truma Level Control und das E-Gaslevel-Modul von E-Trailer. Der Unterschied besteht darin, dass beide Sensoren magnetisch – bei Alugasflaschen mittels Klemmadapter – am Flaschenboden haften und sie das Messergebnis via Bluetooth an die zugehörige Smartphone-App schicken.
Der quasi unsichtbare Montageort birgt allerdings die Gefahr, dass beim Umtausch der Gasflasche die teuren Sensoren am Flaschenboden vergessen werden. Beide Hersteller liefern daher ein kleines magnetisches Hinweisschild mit, das der Camper auf jeden Fall gut sichtbar an der Flasche anbringen sollte. Alternative: den Sensor mit einer Schnur (verkleben) im Fahrzeug sichern.
Das GOK Senso4s Plus und der Camping Companion von Liquid Level gehen bei der Messung einen ziemlich direkten Weg: Sie wiegen die Restmenge. Nach Eingabe von Gasflaschentyp, Füllmenge und Tara bestimmen beide Systeme zuverlässig und ziemlich genau die noch vorhandene Füllmenge. Reisemobilisten sollten jedoch vorab checken, ob die Höhe des Gaskastens für Wiegeplatte samt Gasflasche ausreicht.
Den Gasverbrauch immer im Fokus
Sowohl Truma, GOK als auch E-Trailer liefern ihre Systeme ohne eigene Füllstandsanzeige aus. Stattdessen stellen diese Anbieter eine kostenlose App für Androidund IOS-Geräte zum Download bereit. Der Truma Level Control ist zudem mit der zentralen Steuereinheit iNet-Box koppelbar, über die auch Klima- und Heizungssteuerung gelingt. Die Nutzung per App hat den Vorteil, dass nachträgliche Software-Updates über diese erfolgen können. Liquid Level bietet neben der eigenen App auch eine übersichtliche und schön gestaltete Fernanzeige für den Wohnraum an. Ein fest installiertes Display hat den Vorteil, den Gasverbrauch ständig im Blick zu haben. Die Stromversorgung erfolgt bei den meisten Messgeräten über Batterien. Das Modell von Liquid Level wird über das Bordnetz mit Strom versorgt. Bei Geräten, die an das Bordnetz angeschlossen werden, steigt der Montageaufwand etwas.
Testergebnis: Gasflaschen-Füllstandsmesser im Praxistest
Optimale Ergebnisse lieferten die Modelle Truma Level Control und ganz knapp dahinter Camping Companion von Liquid Level. Sie ermitteln Prozent- oder Kilogramm- Angaben via Ultraschall oder Waage und erlauben sich eine maximale Abweichung von einem Prozent – dafür müssen Camper auch tief in die Tasche greifen. Immerhin 159 Euro kostet das System von Truma, das Liquid Level stramme 183 Euro.
Dafür ist das Ergebnis top. Kleines Manko: Trumas Ultraschall-Messmethode eignet sich nicht für Gasflaschen aus Kunststoff und stößt auch bei befüllbaren Tank-Gasflaschen, Gastanks oder Butan-Gasflaschen (Campingaz) an ihre Grenzen, aber das gilt generell für diese Art der Messmethode.
Bei den vergleichsweise günstigen Gas-Checkern in Stiftform hat der Truma Level Check die Nase leicht vorn. Die Messung gelingt mit ihm etwas präziser als mit dem Dometic Gas Checker – oder dem Gaslevel GL-3001 von Gaslock – und er ist handlicher. Dafür muss aber auch etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden. Wer über leichte Abstriche beim Handling und der etwas unpräziseren Messung hinwegsieht, erhält mit dem Prüfer von Dometic bereits einen guten Level-Checker für faires Geld.
Infobox
Den ausführlichen Praxistest mit Testbriefen und allen technischen Daten der einzelnen Gasflaschen-Füllstandsmesser lesen Sie in der April-Ausgabe 2021 von Reisemobil International.