Im Herbst stellt sich Wohnmobilisten alljährlich dieselbe Frage: Wie bringe ich die Wasseranlage sicher durch den Winter und wie schütze ich Leitungen und Pumpen vor Frostschäden?
Lasse ich nur das Wasser ganz ab und hoffe, dass keine Wassernester bei Frost zu Schäden führen? Oder fülle ich von vornherein speziellen Frostschutz mit in den Tank? Parallel rückt eine weitere wichtige Frage in den Fokus: Was hilft gegen Verkeimung im Winter? Denn: Ein Effekt des Klimawandels sind immer mildere Winter – und während bei durchgängig frostigen Temperaturen Bakterien kaum eine Chance haben, sich zu vermehren, vermehren sie sich bei den zusehends immer häufiger vorherrschenden milderen Temperaturen ganz erstaunlich gut.
Zunächst ein kurzer Blick ins Innere des Wassersystems: Die Wasserleitungen im Wohnmobil bestehen in der Regel aus thermoplastischem Kunststoff, der sich zu einem gewissen Grad flexibel ausdehnt. Die Anschlussstücke zum Wasserhahn oder Tank sind dagegen aus duroplastischem Kunststoff. Dieser ist härter und kann bei größerer Belastung brechen. Ein unangenehmer Effekt, wenn Wasser einfriert und sich dabei ausdehnt.
Es gilt daher, Restwasser im Tank zu vermeiden und/ oder Frost zu verhindern. Eine Möglichkeit ist, sämtliches Wasser aus den Tanks und den Leitungen abzulassen und das ganze System quasi trockenzulegen. Bei offenen Armaturen Tanks und Boiler ablassen und auch Leitungen und Pumpe leer laufen lassen und elektrisch abschalten. Dann kann nichts einfrieren, so die Theorie – und im besten Fall klappt das auch.
Ein gewisser Unsicherheitsfaktor bleibt bestehen – beispielsweise wenn in Windungen und Siphons der Leitungen oder Armaturen Wasser stehen bleibt. Gefriert dies, ist der Wasserhahn in den allermeisten Fällen hinüber. Ein probates Mittel: Das Wasser durch moderat eingesetzte Druckluft aus den Armaturen und Siphons herausblasen. Hier ist Umsicht gefragt, wahrscheinlich muss die ein oder andere Schelle gelöst werden, um Zugang zu allen Leitungssegmenten zu bekommen.
Fragt man den Wasser-Experten Peter Gelzhäuser, lautet der Tipp grundsätzlich: Das System sollte mit einem gesundheitlich unbedenklichen Frostschutzmittel geflutet werden.
Wichtig hierbei: Der Frostschutz muss durch alle Leitungen, Boiler, Pumpen, die Toilettenspülung und jeden Wasserhahn fließen. Die Vorgehensweise lautet dabei wie folgt: Alle Wasserhähne in Mittelstellung bringen, damit das Frostschutzmittel seinen Weg sowohl durch Boiler, Kalt- als auch Warmwasserleitungen findet. Positiver Nebeneffekt: Das Mittel schiebt dabei das noch in den Leitungen verbliebene Restwasser vor sich her und aus den Leitungen hinaus.
Die zwei gängigen Frostschutzmittel von Lilie (Winter Ban) und Multiman (MultiNox FrostEx) sind eingefärbt und somit ist an allen Stellen sofort ersichtlich, wenn das Mittel durchgedrungen und kein Restwasser mehr vorhanden ist.
Abschließend den Frostschutz aus dem System über die Wasserhähne oder das Frost-Control-Ventil bei einer Truma Combi laufen lassen und die Leitungen sind vor Minustemperaturen geschützt. Wer etwas Frostschutz in den Abwassertank leitet, den Schieber kurz öffnet und schließt, hat auch diesen vor Frostschäden geschützt.
Tipp: Der Frostschutz kann aufgefangen und wiederverwendet werden, wenn das Mischungsverhältnis konzentriert gewesen ist. Auch die Experten von Truma betonen, dass die Combi Heizung und Boiler komplett entleert werden müssen, sobald das Fahrzeug nicht mehr beheizt oder über den Winter eingemottet wird, um Schäden sicher zu vermeiden.
Die Nutzung von Frostschutzmitteln mit Glysantin verbietet Truma komplett. Wenn ein nicht glysantinhaltiger Frostschutz verwendet wird, sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass der Frostcontrol nicht auslöst – denn sonst läuft das Mittel wieder aus dem System, sobald die Temperatur unter drei Grad fällt.
Frostschutz-Spezialist Lilie hat das Mittel Winter-Bam im Angebot. Es enthält Propylen-Glycol und bietet einen Berstschutz, da es sich nicht ausdehnt. Es ist ungiftig, geschmacks- und geruchslos.
Das Winter-Bam ist für den „Winterschlaf“ entwickelt worden. Es ist nicht dafür geeignet, es während der Winterreise in die Frischwasseranlage zu füllen und zu nutzen.
Das Multiman FrostEx setzt dagegen auf Erdalkalien und verzichtet auf Glycol. FrostEx verhindert Frostschäden bis Minus 20 Grad Celsius.
Wird das Fahrzeug auch im Winter genutzt, sollten Camper mit einer Truma Combi-Heizung beachten, dass die Temperaturen im Einbauraum des integrierten FrostControls über drei Gad Celsius liegen, damit das Ventil den Wasserbehälter nicht entleert.
Zudem gilt: Der Innenraum und Zwischenraum sollte nicht auskühlen. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dem Wasser für den Fall der Fälle Raum für die Ausdehnung zu geben, also den Tank nicht ganz voll zu machen.
Keimfrei durch den Winter
Und wie sieht es mit der Verkeimung aus?
„Im Trinkwasserbereich können Biofilme weitreichende Folgen haben“, sagt Experte Peter Gelzhäuser, Inhaber und Hersteller von MultiMan. „Schlechter Geschmack des Wassers, gelblich-braune Färbung des Wassers, weiße oder schwarze Flocken im Wasser, schwarze Beläge in den Leitungen (…). Ursachen dafür sind meist sorgloser Umgang mit der Trinkwasseranlage und des Füllschlauchs.“
Insbesondere wer das Fahrzeug über den Winter einmottet, sollte versuchen, die Keimzahl vorab zu reduzieren oder gar auf nahezu null zu senken. Ideal ist es, wenn vor dem Einfüllen des Frostschutzes, das ganze Wassersystem von Grund auf entkalkt und desinfiziert wird.
Für die zwei verschiedenen Phasen eignet sich die Redbox von Multiman. Eine dritte Phase mit Zitronensäure erfolgt im Frühjahr und entfernt letzte muffige Aromen aus dem Wasser. Auch Truma rät seinen Kunden zur regelmäßigen Reinigung und Entkalkung des Wasserbehälters der Truma Combi Heizung.
Das gelingt vergleichsweise einfach, indem der Wohnmobilist das Wasser der Combi Heizung regelmäßig auf 60 Grad Celsius erhitzt. Das verhindert effektiv die Ansiedlung von Mikroorganismen. Hierzu die Wassertemperatur auf 60 Grad Celsius einstellen, eine halbe Stunde laufen lassen und in dieser Zeit kein Wasser entnehmen. Sind die 60 Grad erreicht, schaltet der Heizungsbrenner ab und die Restwärme erhitzt das Wasser im Wärmetauscher weiter. Und schon ist das Wassersystem des Wohnmobils fit für die neue Saison.