> Testcrew fordert Industrie zur Nachbesserung ihrer Produkte auf

Billige Gaswarner ohne Schutzfunktion - Kommentar zum Test

06.02.2025
Bild & Text: Karsten Kaufmann

Ein Gaswarner im Wohnmobil soll nicht mehr und nicht weniger, als Leben schützen. Wer in solch ein Produkt Geld investiert, muss sich sicher sein dürfen: Der Gaswarner alarmiert mich und meine Familie im Krisenfall. Doch leider decke die Ergebnisse von Reisemobil International andere Fakten auf.

Gaswarner fristen ihre Existenz im Hintergrund. Im Idealfall hört und sieht man sie im Campingalltag nicht – im Idealfall reagieren sie nicht Kochdämpfe, Haarsprays im Bad oder schlicht „dicke Luft“ im Fahrzeug. Leider sind viele Gaswarner im Test derart schlampig programmiert, dass ständige Fehlalarme zu erwarten sind.

Lockert sich aber eine Gasleitung, strömt Propan/Butan aus, sollte schnellstmöglich ein Alarm erfolgen, bevor sich ein explosives Gemisch im Wohnmobil anreichert.
Wer sich für einen CO-Gaswarner interessiert, sollte beim Kauf ganz genau hinsehen. Nur ein Hersteller unterscheidet bei der Zentrale zwischen Propan/Butan und CO-Gaswarner und installiert entsprechende Sensoren. Viele andere Hersteller „hoffen“ auf die Breitbandigkeit eines einzelnen Sensors, der vom Hersteller in Fernost nicht einmal explizit dafür angeboten wird.

Karsten Kaufmann
Foto: Redaktion

Kommentar zum Test Gaswarner von Karsten Kaufmann, Ressortleitung Zubehör & Praxis, Reisemobil International

Ich bin angemessen entsetzt. Die Erkenntnisse, die ich in vier Tagen Testing (Dezember 2024) gewinnen musste, waren schlicht und ergreifend ernüchternd. Ein Großteil aller Testmuster war in vielen Punkten mangelhaft. Wir reden hier nicht über unbequeme Campingstühle oder mäßige Akkulaufzeiten von Vorzeltlampen: Wir reden über Produkte, die Hersteller und Verkäufer ihren Kunden mit einer herausstechenden Kernkompetenz anpreisen: „Dieses Produkt schützt Ihr Leben.“ Insbesondere einige der Gaswarner, die vor dem tödlichen Kohlenmonoxid warnen sollen, fallen im Test durch. Selbst bei Konzentrationen, die schon lange tödlich wären, schlagen sie nicht Alarm. Warum? Die Hersteller setzen mitunter breitbandige Sensoren ein, die „womöglich“ das Gas erkennen, oder sogar solche, die sich für dieses Gas explizit nicht eignen (Datenblätter und Statement der Sensorhersteller liegen der Redaktion vor). Am Ende formulieren einige Hersteller nicht eindeutige Bedienungsanleitungen, die eine fehlerfreie Funktion sogar selbst infrage stellen. Häufig sind Hersteller zudem nicht an Forschung und Entwicklung ihrer Geräte beteiligt und notieren einzig einem Hersteller in Fernost ihre Wünsche. Ohne Funktionsüberprüfung im Labor? Zu guter Letzt fehlt einigen Geräten nicht nur die rechtlich vorgeschriebene CE-Kennzeichnung auf dem Gehäuse, mitunter garantieren Hersteller die Konformität zu der für den jeweiligen Gaswarner anzuwendenden DIN-Norm, obwohl den Geräten etliche Funktionen fehlen, um diese Norm zu erfüllen. Doch dürfen Herstellung und Verkauf eines solchen Geräts weitestgehend in der Verantwortung eines Herstellers liegen, der abseits der Norm eigene Spielregeln definiert? Auch muss die Frage erlaubt sein: Können Verbraucher, die sich in puncto Gas, ganz egal ob brennbares oder CO, um ihre Gesundheit sorgen, kein höheres Maß an Verantwortungsbewusstsein von Herstellern und Verkäufern erwarten? Es gibt nun mal sowohl für Propan-/Butan- wie auch für CO-Warner entsprechende Normen. Und diese haben ihre Berechtigung. Sie definieren einen Mindeststandard an Sicherheit für Verbraucher. Ich möchte alle Beteiligten in einer langen Kette von Entscheidungen – Hersteller, Importeure, Großhändler, und Händler – ermahnen, sich der gebotenen Verantwortung bewusst zu sein. Am Ende geht es um nicht weniger als um die Gesundheit der Verbraucher. Und auch an unsere Leser möchte ich einen Appell richten: Die Auswahl eines Gaswarners für Ihr Fahrzeug sollte kein Vabanquespiel sein. Setzen Sie auf Qualität und auf Geräte, die jederzeit verlässlich den fehlerfreien Betrieb signalisieren. Die Devise muss heißen: einbauen und vertrauen können. Alles andere ist bei Gaswarnern doch schlicht gefährlicher Murks.

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Karsten Kaufmann
Karsten Kaufmann ist seit 2007 bei der Reisemobil International und ist Experte für Praxis und Zubehör.
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