> Das müssen Sie wissen: Tipps zum Autark Campen

Autark Campen - Erfahrungen eines Langzeitreisenden

17.10.2024
Text: Karsten Kaufmann | Bild: Vierim4x4

Florian und Barbara bereisten mit ihren Kindern in ihrem Fernreisecamper zwei Jahre den südamerikanischen Kontinent. Was bedeutet für sie Autarkie? Wie schafft man es im Wohnmobil möglichst lange unabhängig zu wohnen? Wie gelingt das perfekte Ressourcen-Management auf Reisen?

„Wie lange wart ihr eigentlich immer autark?“ – diese Frage bekommen wir nach unserer zweijährigen Südamerikareise oft gestellt. Unsere Antwort darauf: „Das Erste was uns ausgeht sind stets frische Lebensmittel.“ Dieses Statement sorgt häufig für Verwunderung – sollte aber mal zum Nachdenken anregen. Und natürlich: Neben den Lebensmitteln bestimmen zwei Faktoren die Unabhängigkeit auf Reisen: Wasser und Energie.

Doch bevor wir tiefer einsteigen – Hand aufs Herz: Natürlich hängt die Dimensionierung aller autarkiesensiblen Komponenten stark von individuellem Reiseverhalten und Bedürfnissen ab. Kurzum: Wer lange autark Campen möchte, muss sich fragen: Wie sonnenverwöhnt ist mein Reiseziel, wie lange stehe ich wirklich an einem Ort, reise ich nur zwei, drei Wochen und steuere dabei sogar noch häufig einen Campingplatz an?

Foto: Vierim4x4

Florian & Barbara mit Kids in Südamerika

Vier Personen in einem Fahrzeug benötigen in erster Linie Lebensmittel, Wasser und eine Toilette für die tägliche Körperhygiene. Strom hält den Kühlschrank am Laufen.

Also lasst uns über Amperstunden, Solar- und Wasserkapazitäten diskutieren: Wir haben 200-Ah-LiFePO4, 600 Watt Solar und 300 Liter Wasser an Bord – für eine vierköpfige Familie wohlgemerkt. Eine mögliche Versorgung über Landstrom besitzen wir nicht und unser verhältnismäßig kleiner Ladebooster schiebt im Fahrbetrieb nur maximal 20 Ampere Ladestrom in die Aufbaubatterie. „Das reicht euch in einem LKW ?“ Klare Antwort: ja. Unser Konzept beinhaltet allerdings noch einen Gastank, in dem energetisch ungefähr fünf Teslabatterien, also rund 500 kwh, gebunden in nur 50 Kilogramm schlummern. Damit machen wir Warmwasser, kochen und heizen – über Wochen. Diesel nutzen wir im Wohnraum nicht. Nach zwei Jahren Vollzeit im LKW sind wir von diesem Konzept immer noch begeistert und überzeugt.

Gasfreies Wohnmobil: Eine kluge Entscheidung?

Wir beobachten den aktuellen Trend ein gasfreies Fahrzeug aufzubauen. Mittlerweile sogar im Van-Segment. Manchmal fehlt uns hier die Verhältnismäßigkeit. Nur weil etwas technisch machbar ist, heißt es nicht, dass es sinnvoll sein muss. Vor allem wenn die Mehrkosten betrachtet werden, ist es fraglich, ob für wenige zubereitete Mahlzeiten pro Jahr wirklich der Induktionsherd inklusive aller Systemkomponenten bemüht werden muss. Die Folge: Extrem hoher technischer Aufwand mit horrenden Kosten. Aber ganz ehrlich: Nur wenige Camper nutzen ihr Setup dann im vollen Umfang. Daher müssen wir eine Lanze fürs Gas und eine Hybridlösung brechen. Die ganze Welt kocht mit Gas in Flaschen. Es ist überall verfügbar. Weltweit.

 

Gastank befüllen etwas ungewöhnlich.
Foto: Vierim4x4
Alu-Gastankflaschen von Autarker.de
Foto: Autarker.de

Einschub der Redaktion: Schneller Gasnachschub für jedes Reisemobil

Gastankflaschen oder auch kleinere Gastanks sichern die Energieversorgung in jedem Kastenwagen oder Wohnmobil. Sie sind problemlos nachrüstbar und ergänzen größere Batteriekapazitäten und Solarpanels hervorragend. Sollte man einmal länger nicht fahren wollen, die Sonne nicht lacht – garantiert der Gasvorrat an Bord den Betrieb von Kocher und Ofen und schont die Stromreserven.

Brennholz - eine Reserve für unterwegs

Wer auf einer Langzeitreise unterwegs ist, wird immer wieder die Möglichkeit haben mit gesammelten Holz Grillen oder Kochen zu können. Nicht nur gemütlich – es schont auch die Energiereserven an Bord.

Dass eine Gasprüfung alle zwei Jahre ansteht, mag ein Nachteil sein – ist am Ende aber keine große Sache. Und Gas ist sicher und super einfach im Umgang. Einen potentiellen Defekt bemerkt man auf Grund des Geruches sofort und ist extrem selten – außerdem gibt es günstige Gaswarner. Wir hatten da eher eine brenzlige Situation als unser billiger E-Sicherungskasten aus China mal deutlich zu warm geworden ist. Leider haben wir grauenhafte Verkabelungen in diversen Fahrzeugen gesehen. Bei hohen Strömen durchaus eine größere Gefahr an Bord als Flüssiggas.

Foto: Vierim4x4
Wie man hier im Bild sieht: Wir haben viel Stauraum an Bord, was die Bevorratung von Lebensmitteln sehr erleichert.
Foto: Vierim4x4

Kurzum: Jedes Konzept ist so gut, wie seine Umsetzung. Letztendlich wollen wir Euch dazu ermutigen, Euch auch mal gegen den Trend zu stellen, wenn es für die eigenen Bedürfnisse die bessere Wahl zu sein scheint. Außerdem sollte man seine Bedürfnisse und sein Campingverhalten wirklich realistisch einschätzen. Für womöglich eine Handvoll Regentage auf einer Tour seine Batterie- und Solarkapazitäten zu verdoppeln scheint mehr als fragwürdig. Selbst ein kleiner Gaskartuschenkocher für 50 Euro hilft über solche Durststrecken, um weiterhin ausreichend Strom für Licht, Ladegeräte und/oder Dieselheizung zu haben.

Die Überlegungen dieses Kommentars sollen dazu anregen, an das Themengebiet „Autarkie-Konzept“ verhältnismäßig und unbefangen ranzugehen.

 

www.vierim4x4.de

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Redaktion
Karsten Kaufmann
Karsten Kaufmann ist seit 2007 bei der Reisemobil International und ist Experte für Praxis und Zubehör.
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