> Ahorn Camp 595

Kleiner Riese

13.11.2020
Bild & Text: Simon Ribnitzky

Mit dem Ahorn Camp 595 rollt ein nur sechs Meter langes Alkovenmobil vor die Tür, das trotzdem vier feste Schlafplätze und ausreichend Bewegungsfreiheit bieten soll. Geht diese Rechnung auf?

Alkoven sind ein bisschen aus der Mode gekommen, doch sie haben ihre Vorteile. Schließlich stehen in der Nase über dem Fahrerhaus zwei Schlafplätze ständig bereit, nehmen aber tagsüber keinen Platz im Mobil weg. Im Gegenteil, schafft der nach oben geschwungene Alkoven doch ein merklich großzügigeres Raumgefühl als bei vergleichbar langen Teilintegrierten mit ihrer flachen Dachhutze.

Diesen Vorteil hat sich auch Ahorn aus Speyer zunutze gemacht und mit dem Ahorn Camp 595 ein nur sechs Meter langes Wohnmobil auf die Räder gestellt, das trotzdem vier feste Schlafplätze bereithält. Dazu baut der Hersteller neben dem erwähnten Doppelbett im Alkoven ein weiteres Doppelbett quer im Heck ein. Darunter findet dann gleich noch eine geräumige Garage Platz. Den Mittelteil des Fahrzeugs teilen sich ein kompakter Küchenblock, das Bad und die Sitzgruppe, die aus einer Sitzbank, Tisch mit Zentralfuß und gedrehten Vordersitzen besteht. Das alles gibt es derzeit schon ab 41.900 Euro (inkl. 16 Prozent MwSt.).

Wie das in der Praxis funktioniert, soll eine Testfahrt an den Bodensee zeigen. Ahorn nutzt als derzeit einziger Serienhersteller den Renault Master als Basis. Schon bei der Anreise über die Autobahn zeigt sich, dass das eine gute Wahl ist: Dem 145-PS-Motor machen gleich zwei Turbolader Druck, deshalb geht es trotz Alkoven-typisch höherem Windwiderstand flott voran. Der Motor bleibt auch bei Autobahntempo vergleichsweise leise, das Klappern der Möbel hält sich im Rahmen.

Zudem federt der Master im Vergleich zum allgegenwärtigen Fiat Ducato angenehm komfortabel. Wer den Eco-Modus nutzt, der das Temperament des Twin-Turbos etwas einbremst, und sich auf der Autobahn mit Reisegeschwindigkeit 110 km/h zufriedengibt, schafft laut Anzeige sogar Verbräuche um die zehn Liter Diesel – kein schlechter Wert für einen Alkoven.

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Was nervt, ist die ungünstig hohe Sitzposition wegen der Drehkonsolen der Vordersitze. Kleine Fahrer haben Schwierigkeiten, das Kupplungspedal ganz durchzudrücken, große Fahrer schauen ständig auf die obere Kante der Windschutzscheibe. Ahorn bietet als Option tieferbauende Renault-Sportsitze an. Bei warmem Sommerwetter ist zudem der KunstlederÜberzug der Sitze ziemlich schweißtreibend – er lässt sich abnehmen, darunter kommt der originale, mit schwarzem Stoff bezogene Renault-Sitz zum Vorschein.

Vor Ort angekommen spielt der Ahorn Camp 595 den Vorteil von nur sechs Meter Länge aus. Der Stellplatz auf der Insel Reichenau ist bereits bis auf den letzten Platz belegt, doch das wendige Fahrzeug lässt sich mühelos wieder auf die Straße manövrieren. Dort findet der Ahorn auf dem eigens für Wohnmobile ausgewiesenen Parkstreifen am Straßenrand seinen Platz für die Nacht.

Die verbringen die zwei Urlauber bei diesem Praxistest komfortabel: Jeder hat ein Doppelbett für sich. Die Matratzen im Alkoven- wie im Heckbett liegen auf Holzlattenrosten und sind bequem, mit 2,20 Meter zudem ziemlich lang. Während das Bett im Alkoven 1,53 Meter Breite (Matratze 1,40 Meter) erreicht und damit auch für zwei Camper genug Platz bietet, muss man sich hinten auf nur 1,25 Meter schon deutlich enger zusammenkuscheln. Der Aufstieg gelingt in beiden Betten über mehrstufige Alu-Einhängeleitern.

Geräumig ist das Bad (Grundfläche 110 mal 91 Zentimeter), allerdings bei nur 1,90 Meter Stehhöhe – für sehr groß gewachsene Camper etwas zu wenig. Kunststoff- Schränke und Waschbecken sind zwar von einfacher Machart, erfüllen aber ihren Zweck. Allerdings verschenkt Ahorn Platz, weil die Fächer des Spiegelschrankes nicht bis ganz in die Ecke reichen. Dahinter bleibt ein Hohlraum.

Überarbeitet: Der Innenraum des Modelljahrgangs 2021.
Foto: Florian Imberger

Solide zeigt sich die Verarbeitung. Das gilt sowohl fürs Mobiliar als auch für den Aufbau. Ahorn verwendet für Dach, Wände und Boden GfK-Sandwich. Isoliert wird mit einfachem EPS (Styropor). Um trotz Flachbodenchassis einen durchgehend ebenen Innenraumboden zu erreichen, montiert Ahorn etwa zehn Zentimeter hohe Querträger auf das Chassis. Darauf wird dann der Wohnraumboden mit GfK-Unterseite befestigt. Hochwertige Rahmenfenster montiert Ahorn serienmäßig. Die Ecken des Heckstoßfängers lassen sich nach einem Schaden separat tauschen – das spart im Fall des Falles einige Kosten. Zur neuen Saison erhält das Interieur ein Update mit weniger sichtbarem Holz und Fußboden in Steinfließen-Optik.

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Den ausführlichen Praxistest des Ahorn Camp 595 mit allen technischen Daten und einem abschließenen Fazit finden Sie in der November-Ausgabe 2020 von Reisemobil International – jetzt in unserem Online-Shop bestellen oder PDF herunterladen.

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Redaktion
Simon Ribnitzky
Simon Ribnitzky ist seit August 2019 Teil des Teams der Reisemobil International und wurde 2022 Chefredakteur.
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