Ein Urgestein der Campingbranche ist tot: Reimo-Gründer Günter Holona. Er wurde 69 Jahre alt, wie das Unternehmen mitteilte. Holona starb Ende Mai nach kurzer, schwerer Krankheit. Bis zuletzt war er noch aktiv in der Geschäftsführung von Reimo tätig.
Holona begann vor 40 Jahren mit dem Ausbau von Campingbussen. Mit den Jahren entwickelte sich daraus einer der führenden Ausbau- und Zubehöranbieter am Markt. Holona, damals noch Student der Wirtschaftswissenschaften, wollte sich auch einen Camper selbst ausbauen und war auf der mühsamen Suche nach entsprechenden Teilen – und er wäre ein schlechter Ökonom gewesen, wenn er nicht schon damals erkannt hätte, dass in diesem Bereich noch viel Potenzial steckt. Ganz uneigennützig hat er ein Gewerbe angemeldet und versorgte erstmal sich selbst mit Material zum Einkaufspreis. Nach und nach kamen immer mehr Freunde und Bekannte dazu, die Teile brauchten und langsam wurden die Bestellungen bei den Großhändlern immer größer.
Erster Katalog auf der Schreibmaschine getippt
Um finanziell flexibler zu sein, gründete Holona eine GmbH und holte sich drei Gesellschafter an Bord. Mit dem Studenten-Kapital wurde eingekauft und wieder verkauft. Das Geschäft mit Zubehör lief gut und schon bald wurde der erste Katalog mit 32-Seiten auf der Schreibmaschine getippt. Dass aus dem kleinen Versandhandel plötzlich ein Komplettanbieter wurde, ist fast einem Zufall geschuldet: Ein gutes Angebot, einen Posten Sitzbänke zu erwerben, war der Anfang.
Leider hatte der Lieferant vergessen zu erwähnen, dass die passenden Möbel zur Sitzbankverkleidung nicht mehr lieferbar sind – also musste die neu gegründete Reimo GmbH zwangsläufig eigene, passende Möbel bauen. Glück im Unglück oder einfach zur rechten Zeit am rechten Ort – denn zu dieser Zeit erlebte Camping seinen ersten Boom und mit dem Westfalia Joker wurde eine bis heute populäre Fahrzeugklasse geschaffen.
Da entgegen heutiger Zeit die potenziellen Basisfahrzeuge eher am Rost als an elektronischen Bauteilen und gedownsizeten Motoren starben, konnte man noch mit etwas Arbeit und Schweißkünsten so manchen aussortierten Lieferwagen für schmales Geld erwerben und mittels Zubehör aus dem Katalog in einen Campervan verwandeln.
Dächer im Windkanal optimiert
Mit die erste Eigenentwicklung war ein superflaches Hubdach, welches Stehhöhe im Küchenbereich brachte, mit dem das Fahrzeug aber, damals ein T2, noch immer in die Garage passte. Es folgte ein Schlafhochdach für den T2. 1983, kam das gemeinsam mit einem Maschinenbau- Studenten entwickelte superflache Schlafdach für den T3. Mit dem Designer Rudi Stempfle wurden fortan immer neue Dächer designt und in Windkanaltests an der Hochschule in München optimiert. Bis heute hat Reimo über 50 Dächer entworfen und gebaut und in den letzten 40 Jahren über 250.000 Dächer verkauft.
Mit der Einführung der Gurtpflicht auf der Rücksitzbank Mitte der 80er Jahre wuchs auch die Anforderungen an die Sitzbänke. Nach aufwendigen Tests mit dem TÜV-Rheinland wurden die ersten Sitzbänke zum Nachrüsten angeboten. Die Kompetenz und Vielfalt blieb natürlich nicht unerkannt. Bald kauften auch Hersteller in Egelsbach ein. Holona hat früh erkannt, dass man mit den richtigen Anforderungen und guter Qualitätskontrolle auch in Asien gute Geschäfte machen kann. Schon in den 1980ern erfolgte ein reger Warenaustausch zwischen Fernost, Japan und Hessen.
Heute beschäftigt Reimo rund 180 Mitarbeiter an seinen Standorten in Egelsbach, Bochum und Weiterstadt. Der Reimo-Katalog und der Reimo-Ausbauprofi sind nach 40 Jahren Standardwerke für jeden Ausbauer. Neben allen Teilen, von der kleinsten Sicherung bis zum Schlafdach, gibt es auch jede Menge Basiswissen und Anleitungen für Selbstausbauer. Wer nicht selber bauen möchte, kann bei Reimo aber auch komplette Fahrzeuge bestellen.