Wer hätte das gedacht? Eine Blattfeder aus Kunststoff. Und das soll halten? Für viele Zweifler ist Kunststoff nur eine vornehmere Beschreibung für Plastik. Plastik ist billig – und nun ja, rostet nicht. Womit sich die Vorteile für technisch unbedarfte Zeitgenossen auch schon erschöpfen. Doch weit gefehlt. Denn Kunststoff ist nun mal nicht gleich Plastik – und schon zweimal nicht, wenn Experten einen glasfaser- oder kohlenstofffaserverstärkten Kunststoff vor Augen haben. Diese Fasern lassen sich als Endlosfaser, als feines oder dickes Gewebe, ein- oder mehrlagig oder in Kombination all dieser Möglichkeiten verarbeiten. Meist kommen sie in Verbindung mit Kunstharzen wie Epoxid oder Polyester zum Einsatz.
Aus den schier endlosen Möglichkeiten, die Fasern zu verarbeiten, ergibt sich ebenso viel Potenzial für die Formgebung, das Design und die produktspezifischen Eigenschaften des Endprodukts. Federleichte Kajaks und Surfboards, im Antrieb steife und in puncto Komfort dennoch vergleichsweise weiche Rennrad-Carbonrahmen – raffinierte Herstellungsprozesse machen all dies möglich. Die Endprodukte sind robust und haltbar, ihre technischen Eigenschaften lassen sich individuell hervorragend variieren
Die Firma IFC-Composite aus Haldensleben kennt sich aus mit der Verarbeitung solcher Kunststoffe und fertigt neben Leichtbauteilen für Luftfahrt, Schiffsbau und die Automobilindustrie auch leichtgewichtige Blattfedern aus GfK für Nutzfahrzeuge. So rollen der aktuelle Mercedes Sprinter und der VW Crafter mit GfK-Querblattfedern aus dem Hause IFC an der Vorderachse vom Band. Im Grunde ist die Materialwahl nicht einmal eine sonderlich neue Entwicklung – Blattfedern aus GfK gibt es schon seit über 20 Jahren. Nur erst eine besonders clevere Konstruktion führte das leistungsfähige Produkt in die Serienproduktion. Das Knowhow besitzt IFC zweifelsohne und ist aktuell bei der Produktion von Blattfedern aus glasfaserverstärktem Kunststoff Marktführer in Europa.
Immerhin: Pro Achse lässt sich das Fahrzeuggewicht um satte fünf bis zehn Kilogramm reduzieren – beim Fiat-Ducato-Light-Chassis sind es 14 Kilogramm an der Hinterachse. Das senkt den Verbrauch des Fahrzeugs, reduziert drastisch den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid und erhöht parallel die Zuladungsreserven. Der Fahrkomfort gewinnt durch das feine Ansprech- und bessere Dämpfungsverhalten der Hochleistungsfeder massiv. Zudem sind GfK-Blattfedern haltbarer. Und während eine Stahlblattfeder im Extremfall plötzlich und ohne Ankündigung bricht, fasert eine GfK-Feder erst aus, wird über einen längeren Zeitraum weicher und gibt nach – lange bevor sie komplett versagt.
IFC-Composite hat zwischenzeitlich weit mehr als 1,3 Millionen Transporter mit GfK-Blattfedern ausgerüstet – mit einer Fehlerquote, so die Aussage des Unternehmens, von 0 Prozent. Grundsätzlich ließen sich leichte GfK-Federn auch an der Hinterachse nachrüsten, um dort für eine weitere, attraktive Gewichtsersparnis und gesteigerten Fahrkomfort zu sorgen. Da leichte GfK-Federn im Heck das Gewicht unterhalb des Schwerpunkts reduzieren, könnte sich die Fahrdynamik verändern – ein Faktor, der im Einzelfall geprüft werden sollte. Doch keine Frage: In GfK-Federn schlummert mit Blick in die Zukunft viel Potenzial für Freizeitfahrzeuge.