> Spacecamper Classic 2018 auf VW T6 im Test

Diesseits von Afrika

20.12.2017
Text: Juan Gamero | Bild: Juan Gamero, Bettina Viol

Tief im Süden Andalusiens muss der Spacecamper Classic 2018 seine Qualitäten beweisen. Taugt der Lifestyle-Bus auch als Lastesel?

Test-Redakteur Juan Gamero hat sich einiges vorgenommen: Über gut ausgebaute Autobahnen, holprigen Kreis- und Regionalstraßen geht es rund dreitausend Kilometer gen Süden. Ziel ist das andalusische Hinterland. Das Testfahrzeug ist wendig, kompakt und bequem: ein Spacecamper Classic auf VW T6.

Den stylischen Classic hat die Spacecamper-Manufaktur aus Darmstadt schon seit elf Jahren im Programm. In dieser Zeit hat das junge Team um Firmengründer Ben Wawra und Markus Riese das variable Raumkonzept des Spacecamper Classic perfektioniert.

Schlafen

Die Rückenlehne der Sitzbank wird zum Schlafen lediglich nach vorn geklappt. Das dauert eine Sekunde. Dann liegt das Team auf einem 200 mal 130 Zentimeter großen Bett mit rückenschonender und äußerst bequemer Zweischichtmatratze. Hier schläft der Camper tief, fest und erholsam – fast wie zu Hause.

Sitzgruppe

Die äußerst bequeme und mit wenigen Handgriffen (ohne Werkzeug) herausnehmbare Dreier-Sitzbank beziehen die Spacecamper-Entwickler mit abziehbaren und waschbaren Bezügen. Nicht einmal für den Tisch ist ein Umbau nötig. Die Tischplatte kommt ohne Beine aus. Sie bildet die Front des Küchenmöbels und wird einfach hochgeklappt, wo sie eine leicht zu arretierende Gasdruckfeder in jeder gewünschten Position hält. Da die Tischbeine fehlen, gibt es ausreichend Beinfreiheit an der kleinen, aber für zwei Personen ausreichend dimensionierten Tafel.

Kochen

Der Gaskartuschenkocher lässt sich sogar mit nach Draußen nehmen. Dazu gibt es eine 25 mal 20 Zentimeter große Aluspüle, in der sich Geschirr, kleinere Töpfe und Pfannen säubern lassen. Darunter nehmen mehrere Fächer Kochgeschirr und Vorräte im Küchenunterschrank auf. Eine 25 Liter fassende Kompressorkühlbox fasst zwei große Wasserflaschen und Sandwiches. Kühlbox und Küche bleiben auch bei umgelegter Rückbank für den Camper erreichbar.

Innenraum

Selbst mit eingebauter Sitzbank ist der Spacecamper  Classic auf kurzem T6-Radstand ein Lademeister (700 Liter). Die Ladefläche nimmt Campingmöbel, Gepäck, Vorräte und Urlaubseinkäufe auf. Zwei große, serienmäßig eingebaute Schubfächer unter der Sitzbank lassen sich von vorn mit zusätzlichem Gepäck beladen. Zusätzlich statten die Entwickler den Campingbus mit einer schmalen Schrankzeile samt mehrerer Fächer und Stofftaschen neben der Sitzbank aus. Das Interieur ist mit schwarzen, blick- und lichtundurchlässigen Vorhängen ausgestattet. Das schützt den Camper vor neugierigen Blicken und dem einfallenden Licht von Draußen.

Bad

Nach einem erfrischenden Bad im Meer gibt einem der Spacecamper Classic die Möglichkeit, sich das Salzwasser vom Körper abzubrausen. In der Heckklappe des T6 integrieren die Spacecamper-Konstrukteure eine Zeltwand. Bei geöffneter Klappe entsteht so ein vor neugierigen Blicken geschützter Duschraum. Die dazugehörige ausziehbare Brause findet nebst Regler ihren leicht zugänglichen Platz an der Schrankzeile.

Aufstelldach

Das Aufstelldach des Spacecamper Classic bietet eine Besonderheit: Die Vorderseite der Zeltwand lässt sich mittels Reißverschluss komplett öffnen. So entsteht  ein Panorama-Schlafdach. Das verbessert die Belüftung des Spacecampers. Es lässt sich sozusagen unter freiem Sternenhimmel schlafen. Im Obergeschoss liegt es sich auf der schmaleren Matratze etwas härter als im Parterre, dafür jedoch deutlich luftiger.

Das Panoramadach schließt auch bei hohen Geschwindigkeiten so dicht, dass kaum Windgeräusche den Fahrkomfort trüben. Das Aufstellen jedoch benötigt viel Kraft. Sind Dach und verschiebbare Bett-Holz-Platte aufgestellt, verfügt der Wohnraum über eine Stehhöhe von weit über zwei Metern.

Technik

Das Testmobil mit  VW T6-Basis ist mit der bärenstarken Topmotorisierung von VW (204 PS) und Siebengang-DSG-Getriebe (Automatik) sowie Allradantrieb (4Motion) ausgestattet. Auf der A5 ist damit streckenweise eine Reisegeschwindigkeit (kein Verkehr nachts und kein Tempolimit) von 200 km/h möglich.

Auf französischen und spanischen Autobahnen mit Tempolimit und entspanntem Verkehrsgeschehen ist der Einsatz von Tempomat und automatischer Distanzregelung (ACC), welche Geschwindigkeit und Abstand zum Vordermann automatisch anpasst, eine willkommene Fahrhilfe.

Das aufpreispflichtige Luftfahrwerk macht sich besonders auf der A-384 zwischen Los Llanos und Arcos de la Frontera, die quer in südlicher Richtung von Ost nach Westandalusien führt, positiv bemerkbar. Die Strecke durch wunderschöne Berg- und Seen-Landschaftenist ist teilweise in sehr schlechtem Zustand. Das Luftfahrwerk dämpft Straßenunebenheiten gut ab, sorgt damit für eine stabile Straßenlage und ein Plus an Sicherheit.

Technische Daten

  • Fahrgestell

    VW T6 Caravelle Comfort, 2,0l TDI 150 kW (204 PS), Siebengang-DSG-Automatigetriebe, 4-Motion-Allradantrieb, Euro 6

  • Maße und Massen

    (L x B x H): 490 x 190 x 199 cm, Radstand: 300 cm, zul. Gesamtmasse: 3.000 kg, Anhängelast gebremst: 2.500 kg

  • Aufbau

    Wände und Boden: Stahlblech, Aufstelldach: Kunststoff, Isolierung: Extremisolator

  • Betten

    Sitzbank 200 x 130 cm, Dachbett 200 x 120 cm

  • Füllmengen

    Frisch-/Abwasser: 70/70 l, Kühlbox: 25 l, Dieseltank: 70 l

  • Serienausstattung (Auszug)

    Rücksitzbank voll durchladefähig und leicht herausnehmbar; Bett mit Zweischicht-Matratze entsteht durch schnelles Umlegen der Rücksitzlehne; Bezüge abziehbar und waschbar; Kofferraum von innen zugänglich; zwei herausnehmbare Schubladen unter der Rückbank; Kleiderschrank mit Regalfächern und Hängefach; Tisch mit Gas-/Öldruckdämpfer ausklappbar, justierbar und freischwebend; Küchenschrank mit Spüle und herausnehmbarem Gaskocher; Kompressorkühlbox; Vorhänge für den Fahrgastraum

  • Extras (Auszug)

    Zweifarblackierung, Warmwasseranlage, Fenster verdunkelt, Aufstelldach Panorama, Standheizung, Luftfahrwerk, 18-Zoll-Leichtmetallräder

  • Testverbrauch

    9,5 l Diesel/100 km

  • Grundpreis/Testwagenpreis

    41.289 Euro/93.890 Euro

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Redaktion
Juan Gamero
Juan Gamero ist seit Juli 1991 bei der Reisemobil International. Er testet Reisemobile & Co. und ist Experte für Technik.
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