Ausgerechnet Luxemburg, wird jetzt vielleicht mancher denken. Wenn der Urlauber bei Wasserbillig über die Sauer und somit über die deutsch-luxemburgische Grenze rollt, erwarten ihn in der 2.300-Seelen-Gemeinde nicht weniger als 14 Tankstellen.
Super, sagt sich da der Tanktourist und zapft den Liter Diesel rund 20 Cent günstiger als in Deutschland. Dazu gibt’s oft noch einen Gratis-Schokoriegel oder ein paar Gummibärchen, dann kauft der Schnäppchenjäger noch günstigen Kaffee und billige Zigaretten – und verlässt die Tankstelle wieder Richtung Heimat. So endet eine wunderbare Reise ins kleine Großherzogtum, bevor sie richtig begonnen hat. Schade.
Oder aber: Auf dem Armaturenbrett liegt bereits die Wanderkarte für die Kleine Luxemburger Schweiz und am besten auch schon die Campingkarte von Camprilux. Dann rollt der Urlauber zwar zunächst auch wieder Richtung Grenzübergang, um dann aber Richtung Norden auf die N10 abzubiegen und auf ihr entgegen dem Lauf der Sauer von ihrer Mündung in die Mosel bis nach Echternach zu folgen.
Mit 5.500 Einwohnern ist Echternach Hauptort des gleichnamigen Kantons. Praktischer Ausgangspunkt für Touren in die Kleine Luxemburger Schweiz: der Parkplatz am Busbahnhof. Von hier sind es nur wenige Meter bis zum Einstieg in die Route 2 des Mullerthal-Trail.
Das Wanderwegenetz im Großherzogtum, besonders aber in der auch als Müllerthal bezeichneten Kleinen Luxemburger Schweiz, ist mustergültig angelegt. Das Tourismusamt Luxembourg for Tourism hält Wege und Beschilderungen prima in Schuss. Doch mehr noch: Wer erst beim Tanken in Wasserbillig ganz plötzlich seine Leidenschaft fürs Wandern entdeckt hat, leiht sich im Tourist-Zentrum Heringer Millen im Ort Mullerthal gratis eine Ausrüstung. Die Mühle samt funktionstüchtigem Mühlrad ist mustergültig restauriert und als kleines Museum mit Verkauf regionaler Produkte eingerichtet. Nebenan lockt das sehr schön ausgestattete Restaurant und Café Heringer Millen mit so manchem Gaumenschmaus.
Doch zurück nach Echternach.
Tipp: Vor dem Aufbruch in die Welt der sagenumwobenen Wälder und bizarren Formationen aus Sandstein empfiehlt es sich, am Busbahnhof ein Ticket für Bus und Bahn zu kaufen.
Ziel der Sechs-Kilometer-Tour ist die kleine Gemeinde Berdorf. Der gut begehbare Pfad steigt sogleich steil an, gewinnt Meter um Meter an Höhe. Nach wenigen Minuten bietet sich ein herrlicher Blick auf Echternach. Die Berge im Hintergrund jenseits der Sauer gehören noch zu Deutschland. Die Strecke nach Berdorf ist Teil der Route 2 des Mullerthal-Trail. Wer übrigens meint, die ganze 37 Kilometer lange Route 2 oder die ebenso langen Routen 1 und 3 an einem Stück erwandern zu können, den belehrt die anspruchsvolle, aber ungeheuer schöne Landschaft schnell eines Besseren. Für die sechs Kilometer des gewählten Abschnitts benötigt ein durchschnittlich wanderbegabter Urlauber, Redakteur oder Tank-Tourist bestimmt drei Stunden.
Bergab, bergauf geht es entlang des Aesbachs und zum Perekop an der kurvigen Straße zwischen Echternach und Berdorf – die imposante Felswand ist beliebter Fotostopp für Touristen.
Tipp: Am Ende der Wanderung in Berdorf lohnt sich ein Besuch der Fromagerie Schmalen Bouwer. Hier reift der leckere Berdorfer aus Milch vom eigenen Bauernhof.
Der Bus Nummer 111 bringt Urlauber zurück nach Echternach. Ambitionierte Wanderer setzen ihren Trip hingegen über Route 2 des Mullerthal-Trail bis nach Mullerthal fort und erleben auf diesem 6,4 Kilometer langen Wegstück weitere Höhlen, Schluchten und Klippen.
Tipp: Wer dort in den gut besuchten Heringer Millen keinen Platz bekommt, muss nicht verzagen: Nach der Rückfahrt mit den Linien 108 und 500 sind es vom Busbahnhof in Echternach wenige Gehminuten zur Brasserie der Hostellerie de la Basilique am Marktplatz. Der Schwerpunkt liegt hier auf französischen Speisen, aber auch heimische Gerichte kommen auf den Tisch.
Die luxemburgische Küche übernimmt französische Raffinesse ohne die eigene deftige Küche, ähnlich der deutschen, zu verraten. Auch Einflüsse der portugiesischen und italienischen Einwanderer finden sich in den Speisekarten des Großherzogtums. Ein, wenn nicht das Nationalgericht der Luxemburger ist Judd mat Gaardebounen: Kasseler mit Gartenbohnen und Kartoffeln.
Das kleine Land ist mit Camping- und Reisemobilstellplätzen gut ausgestattet. An Mosel und Sauer reihen sich gleich mehrere Campingplätze aneinander. Eine weitere Wanderroute, die sich der Urlauber oder wandernde Tanktouristen nicht entgehen lassen sollten, ist jene von Mullerthal nach Beaufort.
Mit dem Wohnmobil in die Kleine Luxemburgische Schweiz
Luxemburg ist das einzige noch bestehende Großherzogtum und der kleinste Flächenstaat in Europa. Staatsoberhaupt der 590.000 Einwohner ist Seine Königliche Hoheit Henri, Großherzog von Luxemburg, Herzog von Nassau. Staatsform ist die Monarchie mit parlamentarischer Demokratie. Das Land ist Gründungsmitglied der Montanunion, Mit-Wegbereiter der EG und wichtiges Mitglied der EU. Landeswährung ist der Euro. Aufgrund seiner Fläche von nur 2.586 Quadratkilometern ist das Land deutlich von seinen Nachbarn Frankreich, Belgien und Deutschland beeinflusst. Amtssprachen sind Französisch, Deutsch und Luxemburgisch, Nationalsprache ist Luxemburgisch.
Reiseinfos
Verkehrsinfos: Tempolimits: innerorts 50 km/h, außerorts 90 km/h auf Autobahnen 130 km/h, bei Nässe 110 km/h; über 7,5 Tonnen: außerorts 75 km/h, auf Autobahnen 90 km/h, Mitführen mindestens einer Warnweste obligatorisch. Sämtliche Straßen und Autobahnen sind mautfrei befahrbar. Promillegrenze: 0,5.
Einreise: Für die Einreise genügen für EU-Bürger Personalausweis oder Reisepass sowie nationale Kfz-Zulassungspapiere. Grüne Versicherungskarte für Kfz und Anhänger dringend empfohlen.
Kraftstoffpreise: Super 95: 1,16 Euro/Liter, Super Plus 98: 1,22 Euro/Liter, Diesel: 0,99 Euro/Liter, Erdgas: 0,69 Euro/Kilogramm, Autogas LPG: 0,48 Euro/Liter, AdBlue: 0,68 Euro/Liter; Stand: 9/2017
Öffentlicher Verkehr: Die Luxemburgische Staatsbahn CFL betreibt ein gut ausgebautes Streckennetz. Linienbusse fahren fast jeden Ort des Landes an. Außer dem 2.-Klasse-Einzelfahrschein (Kuerzzäiitbilljee) für zwei Euro, der zwei Stunden lang in allen Inlandszügen und Linienbussen gültig ist, bietet die CFL Tages-, Mehrtages- und Gruppentickets an. Ein Tagesticket 2. Klasse (Daagesbilljee 2. Klass) kostet vier Euro und ist bis zum Folgetag um vier Uhr morgens in allen Inlandszügen der CFL sowie in allen Buslinien gültig. Für Gruppen mit vier oder fünf Personen lohnt sich die Tages-Gruppenfahrkarte (Gruppenbilljee 1 Dag) für zwölf Euro. Attraktiv für Touristen: die Luxembourg-Card. Ihr Besitzer erhält Gratis-Zugang zu 72 und den ermäßigten Eintritt zu 14 Sehenswürdigkeiten und Museen im Land. Zudem reist er mit ihr kostenlos in sämtlichen CFL-Inlandszügen und allen Linienbussen. Pro Person kostet die Luxembourg-Card für einen Tag 13, für zwei Tage 20 und für drei Tage 28 Euro. Familien erhalten sie für 28, 48 und 68 Euro. Senioren über 60 Jahre genießen auf den Kaufpreis der Karte zehn Prozent Ermäßigung.
Übernachten
Wildcampen ist verboten; Reisemobilstellplätze finden sich überwiegend vor Campingplätzen.
Campingplätze
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Europacamping Nommerlayen
Rue Nommerlayen, L-7465 Nommern, Tel.: +352/878078, www.nommerlayen-ec.lu, geöffnet: 1. März bis 1. November, Reisemobilstellplätze vor der Schranke
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Camping auf Kengert
1, Op Kengert, L-7633 Larochette/Medernach, Tel.: +352/837186, www.kengert.lu, geöffnet: 1. März bis 8. November, Reisemobilstellplätze auf dem Platz
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Camping Officiel Echternach
17, route de Diekirch, L-6430 Echternach, Tel.: +352/720272, www.echternach-camping.lu, geöffnet: 1. April bis 31. Oktober, Reisemobilstellplätze vor der Schranke
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Camping Plage Beaufort
87, Grand-Rue, L-6310 Beaufort, Tel.: +352/836099300, www.campingplage.lu, geöffnet: 1. Januar bis 31. Dezember
Infobox
Mehr davon und viele Übernachtungstipps lesen Sie in der November-Ausgabe 2017 von Reisemobil International. Ausgabe und Reisebericht „Luxemburgische Schweiz“ können Sie kostenpflichtig downloaden.