Etrusco will mit der neuen Baureihe „Base“ den Einstiegspreis spürbar senken – ohne auf solide Verarbeitung und praxisnahe Ausstattung zu verzichten. Im Test zeigt der Etrusco T 6.9 SBC Base, wo er punktet, wo gespart wurde und für wen das Konzept interessant ist.
In den letzten Jahren sind viele Dinge deutlich teurer geworden. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Reisemobilbranche. Nachdem nun nach den diversen, hinlänglich thematisierten Krisen die meisten Lieferengpässe beseitigt sind, versuchen viele Reisemobilhersteller einer weiteren Preisentwicklung nach oben entgegenzuwirken oder sogar, soweit es ihnen möglich ist, die Preise wieder nach unten zu korrigieren. Dass dies sogar im hart umkämpften Einsteigersegment möglich ist, beweist Etrusco.
Die Marke aus der Erwin Hymer Group (EHG) ist, wie auch Carado, Sunlight oder seit Neuestem auch Corigon, dafür bekannt, einfache, gut gemachte und mit spitzem Bleistift kalkulierte Freizeitfahrzeuge anzubieten. Aber lässt sich da der Preis noch weiter reduzieren? Eine Antwort auf diese Frage liefert Etrusco mit den Fahrzeugen seiner Baureihe Base: Eine mit weniger Aufwand zu produzierende Dachhutze ist deren offensichtlichstes Merkmal. Dann wandern einige Details aus der Liste der Serienausstattung in jene fürs Zubehör, und so lässt sich der Grundpreis um einige Tausend Euro drücken. Ist aber ein Etrusco T Base immer noch günstig? Oder wird das Ganze dann billig? Dieser Frage stellt sich der Etrusco T 6.9 SBC Base
Mit einem Grundpreis von 59.999 Euro ist der in der Toscana produzierte Teilintegrierte eine echte Ansage. Dafür bekommt der Urlauber einen 6,99 Meter langen Teilintegrierten auf Fiat Ducato mit 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse, 2,2-Liter-Turbodiesel mit 140 PS (103 kW) und Sechsgang-Schaltgetriebe. Die Fahrerhausklimaanlage ist ebenso Serie wie die geforderten Fahrassistenzsysteme.
Mit Einzelbetten über der Heckgarage ist der Etrusco T 6.9 SBC Base trotz seiner vier zugelassenen Sitzplätze auf zwei Urlauber ausgelegt. Mit dem im Testfahrzeug eingebauten manuellen Hubbett über der Face-to-Face-Sitzgruppe wird der Teilintegrierte fit für vier Personen. Alternativ lässt sich die Sitzgruppe zu einem dritten Schlafplatz umbaubar ordern. Zwischen Schlafzimmer und Sitzgruppe platziert der Hersteller beiderseits des Mittelgangs die Küche und das variable Bad mit integrierter Duschkabine.
Abgesehen von der einfacher gestalteten Dachhutze teilt die Baureihe Base die wesentlichen Merkmale des Aufbaus mit den übrigen Teilintegrierten von Etrusco. Und so entstehen Dach, Wände und Boden aus Sandwichplatten mit widerstandsfähiger GfK-Außenseite. Das Dach ist 33-, die Wände sind 34- und der Boden ist 42 Millimeter stark – solider Standard. Dass im Aufbau noch EPS als Isolierung und Holzleisten zum Einbau kommen, ist in dieser Preiskategorie nachvollziehbar. Für 799 Euro baut Etrusco statt einfacher isolierter Vorhängefenster die besser dämmenden Rahmenfenster ein, und das Aufstellfenster in der Dachhutze kostet 549 Euro. Leider ist für die einfach verriegelnde Aufbautür kein Fenster erhältlich.
Was wieder einmal auffällt: die sehr gute Verarbeitung des Aufbaus. Sämtliche Fenster, die Aufbautür, alle Klappen, die Garagentüren sowie die Dachhauben sind sehr sauber eingebaut. Auch der dreiteilige Heckstoßfänger, die Aufbauschürzen sowie die hinteren Radläufe und die Fender am Übergang vom Aufbau zum Fahrerhaus sind solide befestigt. Allerdings montiert Etrusco diese Teile ohne Dichtnaht oder Scheuerkeder mit direktem Kontakt zum Aufbau. Die Dachhutze ist wiederum verfugt.
Der Innenraum des Etrusco T 6.9 SBC Base hat ein sachliches Möbeldesign mit glatten, schnörkellosen Fronten, auf das Wesentliche reduziert. Wer blumigen Zierrat sucht, ist im Etrusco Base falsch. Sogar auf Gardinen verzichtet der Hersteller. Aber: Gerade das gefällt vielen Kunden, denn so bleibt die Möglichkeit individueller Ausschmückung – und beim Blick auf manche Gardinen steht so manchem Käufer die Belustigung ins Gesicht geschrieben. Keine Frage des persönlichen Geschmacks ist die Qualität des Möbelbaus: grundsolide verarbeitet, mit guten Beschlägen und Soft-Close an allen Klappen und Auszügen.
Die Face-to-Face-Sitzgruppe im Bug, bei der sich längs zur Fahrtrichtung eine Zweier-Sitzbank und ein Einzelsitz gegenüberstehen und die die beiden dreh- und höhenverstellbaren Vordersitze und den Tisch mit einbezieht, ist an sich eine sehr gute Sache. Denn in puncto Beinfreiheit ist diese Anordnung unschlagbar. Die hälftig umlegbare Platte des zentralen Tischs erleichtert den Zugang zu den Vordersitzen.
Doch beim Etrusco T 6.9 SBC Base birgt diese Anordnung einen Nachteil: Weil in dem kompakten Fahrzeug der Platz begrenzt ist, reist der vierte Passagier auf seinem Umbausitz – bestehend aus einem separaten, stabilen Sitzgestell – rückwärts zur Fahrtrichtung, damit er den Einstiegsbereich der Aufbautür als Fußraum nutzen kann. Rückwärtsfahren ist aber nicht jedermanns Sache. Zudem bietet dieser Sitz nur einen Zweipunkt-Beckengurt. Besser sieht es auf der Fahrerseite aus: Aus der Sitzbank entsteht ein Platz in Fahrtrichtung mit Dreipunkt-Sicherheitsgurt. Zudem ist hier der Blick aus dem Fenster möglich.
Über der Sitzgruppe wartet das manuelle Hubbett mit 193 mal 140/113 Zentimeter großer Matratze auf Federtellern auf zwei müde Camper, die das Schlafgemach über eine Einhängeleiter entern. Die Verriegelung, zu lösen an einem zentralen Schieber, funktioniert sehr gut. Und weil sich das Bett beim Absenken in zwei stabile Kunststoff-Aufnahmen an der B-Säule setzt, bleibt es auch bei unruhigen Schläfern wackelfrei.
Auch die Einzelbetten geben Anlass zur Freude. Zum einen sind sie mit 207 und 200 mal 80 Zentimetern schön groß, zum anderen spendiert Etrusco serienmäßig eine Erweiterung zum Doppelbett mittels ausziehbarer Holzlade und Zusatzpolster. Besser als bei vielen Konkurrenten: Mittelpolster und Zusatzpolster kommen zusammen nahezu auf die Länge der Matratzen. Die durchgehende Liegefläche erreicht man über eine Einhängeleiter, die Einzelbetten über zwei Stufen. Die Matratzen der Betten ruhen auf fest eingebauten Holzlattenrosten, sodass die Kleiderschränke in den Fußenden nicht zusätzlich von oben, sondern ausschließlich über die Schranktüren zugänglich sind. Für die Abtrennung des Schlafzimmers nach vorn muss eine halblange Gardine genügen.
Das Bad zwischen Aufbautür und Schlafzimmer kennt der versierte Camper auch aus anderen Fahrzeugen der Erwin Hymer Group: Zum Duschen schwenkt man das Waschbecken samt Unterschrank und Spiegelwand um 90 Grad vor das Dreh-WC von Thetford. Duschwasser und Schaum verlassen die Duschwanne mit hohem Rand durch zwei Abläufe. Die hohe Überbauung des Radkastens stört beim Duschen nicht, vielmehr stellt man hier intuitiv sein Duschzeug ab. Ausleuchtung und Stauraum im Bad gehen in Ordnung, die Dachhaube könnte aber etwas größer sein.
Der Küche stellt der toskanische Hersteller einen mit 135 Litern Volumen großzügig bemessenen Absorberkühlschrank zur Seite. Dafür fällt die Herd-Spülen-Kombination mit zwei Glasdeckeln recht klein aus. Der geringe Abstand der zwei Brenner erlaubt nur entsprechendes Kochgeschirr. Auf der Haben-Seite wiederum stehen das vernünftige Stauraum-Angebot, die EHG-typisch sehr schön und griffgünstig installierten Gasabsperrhähne, die man so auch gerne benutzt sowie die zu Außenwand und Möbeln hin sauber abgedichtete Arbeitsplatte. Mit einer LED-Lichtleiste an der Unterseite des Küchenoberschranks ist die Küche zudem sehr gut ausgeleuchtet.
Mathias Piontek, Experte für Fahrzeugtests bei Reisemobil International: „Mit dem T 6.9 SBC Base stellt Etrusco ein sehr preiswertes Reisemobil auf die Räder. Die Verarbeitung ist besser als bei manch teureren Fahrzeugen, und die Anmutung des Innenraums dürfte vielen Campern, die bei Gelsenkirchener Barock das Gesicht verziehen, auf Zustimmung stoßen. Ob Schlafzimmer, Bad, Küche, Hubbett oder Sitzgruppe – alles sehr praxistauglich. Mit einer Ausnahme: der vierte Sitzplatz entgegen der Fahrtrichtung und mit Beckengurt und ohne Fenster. Wen das stört, für den hat Etrusco Alternativen parat, zum Beispiel den T 6.9 SB Base mit Halbdinette.“