> Städtetipp: Mit dem Camper nach Mölln

Eulenspiegelstadt Mölln: Närrisch schön

21.04.2025
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Jens Butz

Umgeben von Wasser und Wald: Mitten im Herzogtum Lauenburg zwischen Hamburg, Lübeck und Schwerin schlummert Mölln. Till Eulenspiegel gehört in der Stadt ebenso zum Alltag wie markante Gebäude – ganz in der Nähe vom Stellplatz.

Das geht fix: Keine zwei Kilometer von der Ausfahrt Alt-Mölln an der B 207, schon ist der Stellplatz am Ziegelsee erreicht. Nach wenigen Schritten stehen die mobilen Gäste an schmucken Booten des Wassersportvereins Mölln von 1925, die ruhig an holzbeplankten Stegen dümpeln.

Wasser – dieses Element umgibt die Stadt mit ihren knapp 20.000 Einwohnern im Herzogtum Lauenburg ebenso wie dichter Wald und Felder. Obwohl Mölln sehr ländlich geprägt ist, lockt der Ort mit einzigartigen Sehenswürdigkeiten, allen voran mit Till Eulenspiegel. Der historische Narr hat in Mölln seine letzten Jahre gelebt und dem Ort seinen Beinamen Eulenspiegelstadt verpasst.

Till Eulenspiegel hat die Stadt am Markt Brunnen und Museum gewidmet.
Foto: Jens Butz

Ihn zu ehren, steht der Eulenspiegelbrunnen auf dem historischen Marktplatz, gerade mal anderthalb Kilometer vom Reisemobil entfernt, im Herzen der Stadt. Tatsächlich ist Eulenspiegel wie auf dem Standbild am Brunnen meist mit einer Narrenkappe abgebildet. Dabei ist der Schelm in Wahrheit gar nicht einfach närrisch. Vielmehr scheint er pfiffiger als seine Mitmenschen.

Das zeigt sich auch an dem von Bildhauer Karlheinz Goedtke geschaffenen Brunnen: Wer Daumen und Fußspitze des Standbildes reibt, soll Glück haben. Wahrscheinlich lacht sich Till Eulenspiegel im Verborgenen ins Fäustchen: So blank wie Daumen und Fußspitze sind, hat der Narr schon viele Gäste zu diesem Unfug gebracht.

Historisch weist eine gereimte mittel-niederdeutsche Inschrift auf Till Eulenspiegel hin. Sie erwähnt auch einen Gedenkstein aus der Mitte des 16. Jahrhunderts: Er sei im Jahr 1350 in Mölln gestorben. Die Stadt bewahrte sein sogenanntes Heergewäte (Kriegsgerät) und feierte noch Ende des 16. Jahrhunderts sein Jahrgedächtnis. Außerdem gab es eine Grabstätte und einen Vorläufer des heutigen Eulenspiegel-Grabsteins.
Dieser Vorläufer und ein Gemälde im Möllner Rathaus stammen aus dem 15. Jahrhundert. Erstmals vollständig präsentiert wurden die Zeugnisse der Möllner Tradition samt den Trümmern des Heergewätes bei der Internationalen Wanderausstellung „Unfassbar“, die 2011 und 2012 auch im Ort zu sehen war.

Umgeben von Wasser und Wald: Mölln im Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein zeichnet sich durch seine idyllische Lage aus.
Foto: Jochen Buchholz

Das Andenken an den bekanntesten deutschen Narren finden Besucher in Mölln in einem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1582 direkt am Markt. Die Ausstellung widmet sich der historischen Figur, zudem sind einige bekannte Streiche des Till Eulenspiegel in Szene gesetzt.

Tipp: Exklusiv in der Stadt gibt es das „Till-TV“ über Tills neueste Streiche. Motto: Der Schelm ist gar nicht tot. Tatsächlich taucht er immer wieder im Ort auf und macht seinen Spaß – auch mit Gästen.

Erhaben über der Stadt: Die St.-Nicolai-Kirche überragt alle anderen Gebäude.
Foto: Christina Kohn

Die begeben sich gern auf einen Rundgang durch die Altstadt. Um an das Gedenken an den Narren anzuknüpfen, lohnt der Gang zur St.-Nicolai-Kirche. Diese Stadtkirche, Baubeginn war schon um 1210, steht etwas erhöht, und vor ihrem Portal ruht unter einer Linde Till Eulenspiegel – stehend begraben.

In der Kirche, die dem Heiligen Nicolaus geweiht ist, dem Schutzpatron der Kaufleute und Seefahrer, locken reiche Decken- und Wandmalereien sowie das Triumphkreuz. Tipp: Ein Spaziergang um das Gotteshaus eröffnet Blickwinkel auf den historischen Markt.

Hier steht das bereits erwähnte gotische Backstein-Rathaus aus dem Jahr 1373, das zweitälteste Rathaus in Schleswig-Holstein. Es ist aufwändig restauriert, dient der Tourist-Info und seit 1993 als Stadtmuseum. Eine Dauerausstellung zeigt die Stadtgeschichte, die der örtliche Freundeskreis kontinuierlich erweitert. Tipp: Die restaurierte Ratsdiele bietet einen festlichen Rahmen für kulturelle Highlights wie Konzerte und Lesungen.

Der Innenraum der St.-Nicolai-Kirche birgt sakrale Schätze.
Foto: Daniel Mennerich

Doch es geht nicht nur närrisch zu in Mölln. Die Stadt hat sich durch ihre Lage an zwei Handelswegen zu einem wichtigen Posten entwickelt. Dabei spielte der Stadthauptmannshof am Schulsee eine zentrale Rolle: Anno 1359 verpfändeten die lauenburgischen Herzöge die Stadt an die Stadt Lübeck, die sich dadurch die Zölle und die Einnahmen aus der Stadt sicherte. Vor allem lag der Hansestadt aber etwas an der strategischen Lage Möllns.

Um die Handelswege nach Süden zu sichern, baute Lübeck Mölln zur Festung an der Salzstraße aus. Zu dem inzwischen vollständig sanierten Ensemble gehören besagter Stadthauptmannshof von 1414, das ehemalige Schulhaus von 1860, ein Fachwerkreihenhaus von 1820 und das Medaillongebäude von 1550.

Fachwerk und viel Grün: Im Herzen von Mölln eröffnen sich heimelige Blickwinkel. In den Gärten und Parks flanieren Gäste gern.
Foto: Jochen Buchholz

Weitläufiger indes zeigt sich die Stadt im denkmalgeschützten Kurpark, den der Hamburger Gartenarchitekt Gustav Lüttge 1966 erstmals vorstellte. Die Anlage wurde von 2009 bis 2011 aufwändig saniert. Themengärten mit Ruheoasen entzücken Besucher ebenso wie Minigolf, Boule-Bahn, Schach- und Mühlebrett.

Vom Kurpark aus führt eine Brücke über den Wallgraben, einem Rest der Stadtbefestigung, in die Grubenstraße. Am deren Ende steht am Stadtsee das Heilig-Geist-Hospital. In dem einstigen Krankenhaus, das im Mittelalter an dieser Stelle als dreiflügelige Anlage samt Spitalkirche Zum Heiligen Geist stand, soll Till Eulenspiegel 1350 gestorben sein.

Wer nun wieder ins Zentrum läuft, trifft in der Marktstraße 14 auf eine frühere Apotheke. Der bekannteste Apotheker, der hier Medizin gemischt hat, war Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie. Um 1800 lebte der Arzt, medizinische Schriftsteller und Übersetzer mit seiner Familie in diesem markanten Haus.

Doch die Eulenspiegelstadt lässt sich nicht nur zu Fuß erkunden: Bei Schifffahrten richten sich Blicke aus ungewohnter Perspektive auf die Stadt. Freizeitkapitäne und Paddler entdecken gleich die ganze Region.

Tipp: Wohl dem, der ein Fahrrad dabei hat – Radfahrer und Wanderer finden im gesamten Umland schöne Ziele. Eines davon verbirgt ein Wald östlich der Stadt: den Möllner Wildpark. Auf 22 Hektar leben hier 30 heimische Tierarten wie Uhu, Damhirsch, Wildschwein und Barsch. Zu sehen sind die Tiere in Gehegen und im Kaltwasseraquarium. Der Eintritt rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit ist frei, aber um eine Spende wird gebeten. Hunde müssen allerdings draußen bleiben.

Zurück zum Wohnmobil auf dem Stellplatz sind es nur zweieinhalb Kilometer. Ob mit dem Rad oder zu Fuß, die Strecke führt durch Wald und quert die Stadt. Am Abend dann geht es in ein Restaurant in der Nähe des Stellplatzes. Entlang der Hauptstraße, die bis zum Markt verläuft, finden mobile Gäste jede Menge Möglichkeiten, gemütlich einzukehren.

Wohnmobilplatz am Ziegelsee
Foto: Martina Köster

Wohnmobilstellplatz am Ziegelsee

Wohnmobilisten erwartet ein Stellplatz, von dem die Stadt bequem zu Fuß zu erkunden ist. Wer das Umland entdecken will, sollte ein Fahrrad satteln.

Wohnmobilplatz am Ziegelsee, Alt-Möllner-Straße, Tel.: 04542/ 976510, www.moelln-tourismus.de, 53°37‘33.52“N/10°41‘0.16“E. Zentrumsnaher Stellplatz in naturnaher Lage, 0,5 km vom Ortszentrum entfernt. 24 Stellplätze auf Schotterrasen, Schotter. Strom, Hunde
erlaubt. Nächste VE an der Tankstelle in 1 km (Mo–Fr 8:00–19:00 Uhr, Sa 8:00–16:00 Uhr, Gebühr 1 €). Ganzjährig geöffnet. 7 € inkl. Strom. Kurtaxe 3 €/Person. Bezahlung am Parkscheinautomaten mit Bargeld/EC-Karte. Siehe Bordatlas Deutschland 2025 von Reisemobil International, Seite 420.

Alternativ: Campingplatz am Gudower See, Seestraße 4, 23899 Gudow, Tel.: 04547/768, www.camping-gudower-see.de,
14 Kilometer bis ins Zentrum von Mölln.

Weitere Informationen zu Mölln: Tourist-Info www.moelln-tourismus.de

Redaktion
Claus-Georg Petri
Chefredakteur Claus-Georg ist seit 1995 bei Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe.
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