Bier, Barock und Bratwurst: Wer Ansbach besucht, braucht um Abwechslung nicht zu bangen. Kultur und Kulinarik liegen hier eng beieinander. Reisemobilisten haben es sogar besonders einfach – ihr Stellplatz am Stadion liegt nur einen guten Kilometer entfernt von der Tourist-Info im Herzen der mittelfränkischen Stadt.
Hier, auf dem Johann-Sebastian-Bach- und dem benachbarten Martin-Luther- Platz sitzen Menschen gern in Straßencafés. Neben ihnen plätschert der Markgraf- Georg-Brunnen, und sie sind umrahmt von schmucken Giebelhäusern, dem Rathaus und der für Ansbach wichtigen Kirche St. Gumbertus.
Tipp: In der Uzstraße, gleich um die Ecke, gibt es im seit 1540 bestehenden Restaurant Glöckle Ansbacher Bratwürste mit Sauerkraut für kleines Geld – bei schönem Wetter sogar vor der Tür. Gut gestärkt lässt sich die Residenzstadt gründlich erkunden.
Das lohnt sich: Dass Ansbach einiges zu bieten hat, liegt vor allem am 500-jährigen Einfluss der Hohenzollern auf die Stadt. Anno 1415 stieg das Adelsgeschlecht unter Friedrich I. zu den Kurfürsten von Brandenburg auf. Ansbach jedoch wurde nicht mit Brandenburg vereinigt, sondern blieb unabhängig und bis 1791 unter der Herrschaft der Hohenzollern. Einer ihrer kraftvollsten Machthaber war Albrecht Achilles, der von 1440 bis 1486 regierte. Er verlegte die Hohenzollern- Hofhaltung nach Ansbach – die erste Blütezeit der Stadt begann. Doch erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Ansbach zur barocken Residenz und erreichte unter dem Wilden Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich (1712 bis 1757) ihren Höhepunkt.
Manche Gasse lässt das Erbe der Hohenzollern aufleben und den Stil des Ansbacher Rokoko erkennen: Respekteinflößende Beamtendomizile, stattliche Bürgerhäuser und Gästepalais belegen die repräsentative Stellung der Stadt. Eines der Wahrzeichen der Stadt, das 47 Meter hohe Herrieder Tor mit seinem achteckigen Turm, entstand 1750/51. Am besten jedoch spiegelt sich die Blütezeit wider in der komplett erhaltenen Markgräflichen Residenz: 27 Prunkräume in Originalausstattung, darunter der zweigeschossige Festsaal, der Kachelsaal mit 2.800 Fliesen und das Spiegelkabinett. Das herrschaftlichste Zeichen der Hohenzollern in Ansbach.
Tipp: Der Hofgarten mit der französisch gestalteten Orangerie lädt zum Flanieren ein. Bei einer Führung durch die weitläufige Anlage erfahren Gäste botanische und historische Geheimnisse. Empfehlenswert ist ein Abstecher in den Heilkräutergarten, gestaltet nach Leonhart Fuchs. Hier wachsen Heilpflanzen, die der markgräfliche Leibarzt in seinem „New Kreuterbuch“ aus dem Jahr 1543 beschreibt.
Im Zitrushaus nebenan finden im Sommer Ausstellungen statt. In der kalten Jahreszeit überwintern darin südländische Kübelpflanzen, die sonst den Platz vor der Orangerie schmücken. Eindrucksvoll bereitet das Markgrafenmuseum die für Ansbach stilprägende Epoche auf. Es macht die Geschichte der Stadt und des Fürstentums Ansbach erlebbar. Die Sammlungen befinden sich in einem Gebäudekomplex aus dem 14. bis 18. Jahrhundert, zu dem ein Stück begehbare Stadtmauer gehört. Das Museum zeigt obendrein, dass Ansbach zu einem weiteren Kapitel seiner Historie steht: Eine Abteilung widmet sich Kaspar Hauser. Dieser noch heute rätselhafte Mensch hat in Ansbach von 1832 bis 1833 gelebt.
Ein Raum geht der Frage nach: Wer bist Du, Kaspar Hauser? Um die Antwort zu finden, sieht der Besucher unter anderem jene Kleidung, die der bekannte Unbekannte genau am Tag seiner Ermordung trug. Doch nicht nur das Museum bezeugt Kaspar Hausers Leben in Ansbach. Spuren finden sich auch in der ehemaligen Hofkirche St. Gumbertus. In dem schlichten Gotteshaus wurde er am 20. Mai 1833 konfirmiert, sieben Monate vor seinem Tod am 17. Dezember.
Sogar Statuen zeigen den verlorenen Sohn der Stadt – eine in der Platenstraße, eine zweite am Montgelasplatz in der Nähe von Kaspar Hausers Wohnhaus in der Pfarrstraße 18. Auf dem Friedhof in der Benkendorffstraße 2 erinnert ein Stein auf seinem Grab an das schicksalhafte Leben des bis heute merkwürdigen Mannes: „Hier liegt Kaspar Hauser, ein Rätsel seiner Zeit, unbekannt seine Geburt, geheimnisvoll sein Tod. 1833“, lautet die aus dem Lateinischen übersetzte Inschrift.
Doch keine Sorge: Ansbach birgt nicht nur Geheimnisse, die Stadt steckt vielmehr voller Genuss. Wenn sich im Sommer die Dämmerung langsam über den Hofgarten senkt, rascheln und schillern kostbare Stoffe: Dann erwacht vor der imposanten Kulisse der Orangerie das 18. Jahrhundert zu neuem Leben. Besonders, wenn Ansbach im Juli und August 2021 hoffentlich seine erste urkundliche Erwähnung vor 800 Jahren feiert.
Und auch zu solch festlichem Anlass haben es mobile Gäste besonders gut: Sie genießen den Charme dieser mittelfränkischen Stadt, die deftige Bratwurst beim Bier, das hierher gehörige Barock – und lustwandeln zurück zu ihrem Mobil auf dem Stellplatz. Spätestens nach solch erlebnisreichem Stadtbummel weiß jeder, warum Ansbach zu der illustren Gesellschaft der 100 Genussorte Bayerns gehört.
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