> Integrierter mit Heck-Lounge

Mit Wohnzimmer: Bürstner Lyseo I 744 im Praxistest

16.11.2024
Bild & Text: Simon Ribnitzky

Bürstner hat wieder Integrierte auf Fiat Ducato im Programm. Wir testen den 7,36 Meter langen Bürstner Lyseo I 744, der mit einer gemütlichen Lounge-Sitzgruppe im Heck seinesgleichen sucht. Überzeugt der ungewöhnliche Grundriss?

Deutsche Camper kaufen nur Wohnmobile mit Einzelbetten-Grundriss? Mehrheitlich mag das der Fall sein, doch es gibt Hersteller, die Alternativen pflegen und damit auch Erfolg haben. Ein Beispiel: Modelle mit einer (zweiten) Sitzgruppe im Heck.

Bürstner aus dem badischen Kehl hat gleich mehrere Modelle mit diesem Lounge-Grundriss im Programm, sie machen laut Hersteller immerhin rund 15 Prozent der gesamten Verkäufe aus. Grund genug, sich die neueste Lounge-Kreation aus dem Hause Bürstner genauer anzusehen, den Bürstner Lyseo I 744.

Wegen Chassis-Knappheit war es bei den Badenern ein paar Jahre still geworden um Integrierte auf Fiat Ducato. Jetzt sind sie als Baureihe Lyseo I zurück. Der Kunde wählt unter drei Modellen mit Einzelbetten, einem mit Queensbett und dem getesteten Lyseo I 744 mit der am Markt nahezu einzigartigen Hecklounge.

Vor dem Start zur Praxis-Tour werfen wir einen Blick auf Konstruktion und Verarbeitung des Aufbaus. Bürstner verwendet das originale Tiefrahmenchassis des Fiat Ducato. Hierauf setzt der Hersteller einen Funktionsdoppelboden. Somit verläuft der Wohnraumboden stufenfrei vom Fahrerhaus bis zu besagter Heck-Lounge. Unter zwei Bodendeckeln findet sich Stauraum (elf Zentimeter hoch). Da der Doppelboden beheizt ist, haben Camper im Winter stets warme Füße.

Den Unterboden schützt eine GfK-Schicht vor Witterungseinflüssen. Das gleiche Material bildet auch die Oberseite des Daches und macht es unempfindlich bei Hagel. Die serienmäßigen Alu-Rahmenfenster hat Bürstner ebenso sorgfältig eingepasst wie Seitenschürzen und Heckleuchten-Träger.

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Bürstner Lyseo I 744: 180 PS und Automatik sind Serie

Bereits ab Werk bekommen die Lyseo-I-Modelle den mit 180 PS stärksten Ducato-Diesel sowie die neue Achtgang-Automatik. Beim Testfahrzeug handelte es sich noch um das Vorgänger-Getriebe mit einer Stufe mehr (Modelljahr 2024). Die 180-PS-Maschine hat mit dem nicht eben leichten Bürstner Lyseo I 744 keine Probleme, die Geräuschkulisse bleibt moderat. Bis auf etwas Klappern von Herd und optionalem Backofen gilt das auch für den Möbelbau.

Allzu forschen Ritten über die Autobahn setzt das zulässige Gesamtgewicht von 4.400 Kilogramm (Serie) Grenzen, gilt somit doch in Deutschland ein Tempolimit von 100 km/h.

In Verbindung mit dem niedrigen Drehzahlniveau dank Automatikgetriebe kommt das dafür dem Verbrauch zugute. Im Test-Schnitt genehmigte sich der große Integrierte zwischen zehn und elf Liter Diesel je 100 Kilometer.

Wer das Harmony-Line-Paket geordert hat, betritt den Innenraum durch eine mit 64 Zentimetern schön breite Aufbautür, die zudem an die Zentralverriegelung angeschlossen ist. Direkt gegenüber der Eingangstür befindet sich die Küche mit viel Stauraum. Der Durchgang zwischen Küche und Kühlschrank nach hinten ist ausreichende 55 Zentimeter breit.

Das Wohnzimmer im Heck wird per solider Schiebetür separiert.

Bürstner Lyseo I 744: bequeme Heck-Lounge

Wir starten den Wohn-Test natürlich mit der Heck-Lounge. Statt festem Bett befindet sich hier eine großzügige L-Couch mit gerundetem Eckpolster. Darauf lässt sich herrlich lümmeln und die gute Aussicht genießen – denn Bürstner verbaut rechts, links und hinten große Fenster. Auf der Beifahrer-Seite ist die Scheibe gar satte 86 Zentimeter hoch.

Vor diesem Fenster baut Bürstner eine Kommode mit Stauraum ein. Auch ein Couch-Tisch lässt sich von hier in Richtung Sitzgruppe schwenken.

Den ziemlich kleinen Fernseher (21,5 Zoll) montiert der Hersteller hingegen an der Rückseite der Bad-Wand. Passender wäre ein großes, hinter der Kommode versenkbares Gerät.

Bürstner Lyseo I 744: Hubbetten bleiben Kompromiss

Für die Nachtruhe lässt sich über der Heck-Lounge ein Hubbett elektrisch absenken. Für einen bequemen Zustieg kann man die Liegefläche bis auf die Sitzfläche des Sofas ablassen – dafür müssen aber die teils etwas sperrigen Rückenpolster weichen.

Das solide in Schienen geführte Hubbett ist wackelfrei, erreicht mit gerade mal neun Zentimeter starker Matratze, die auf einem Abstandsgewirk liegt, nicht den Komfort eine Festbettes. Hinzu kommt, dass Camper hier quer schlafen, der hinten Liegende muss über den Vorderen klettern.

Paare, die ohnehin lieber getrennt schlafen, stören sich daran wenig. Der zweite Camper übernachtet dann im Hubbett, das sich vorn nach Umlegen der Lehnen von Fahrer- und Beifahrersitz elektrisch absenken lässt.

Sehr gelungen: die vielfältige indirekte Beleuchtung des gesamten Wohnraums auf mehreren Ebenen. Sie ist Teil des bereits erwähnten Harmony-Line-Pakets und gehört unbedingt zum Konzept. Ergänzt wird das indirekte Licht durch die Bürstner-typischen Home Lights.

Bürstner Lyseo I 744: zweite Sitzgruppe vorn

Diese Akkuleuchten lassen sich flexibel an mehreren Stellen platzieren, etwa über der Heck-Lounge, an der Sitzgruppe vorn und im vorderen Hubbett. Sie dienen so als praktische Leseleuchte. Ebenso ließen sie sich als Tisch-Leuchte draußen verwenden. Geladen werden die Lampen in einer Docking-Station in der Aufbautür.

Nicht zuletzt aufgrund des niedrig montierten Couchtisches versteht sich die Heck-Lounge als dezidiertes Wohnzimmer. Zum Essen nimmt die Bordcrew demnach vorn Platz. Hier formiert sich aus L-Bank, Seitensitz und drehbaren Frontsitzen eine zweite Sitzgruppe mit bequemen, festen Polstern.

Der optionale und im Eingangsbereich etwas ungeschützt montierte Fernseher fällt deutlich größer aus als sein bereits erwähntes Pendant hinten. Dem Wohnzimmer-Gedanken folgend, müsste es eigentlich andersherum sein.

Großzügige Küche im Bürstner Lyseo I 744

Bleibt das Raumbad zwischen Küche und Wohnzimmer: Die Duschkabine auf der Fahrerseite punktet mit gut schließenden Acrylglastüren, das 13 Zentimeter hohe Podest des Radkastens schränkt die Standfläche jedoch ein.

Gegenüber im WC-Raum fällt die sehr hoch montierte Toilette auf. 65 Zentimeter sind für kleine bis mittelgroße Camper deutlich zu viel, um bequem zu sitzen. Gut gefällt hingegen das große Waschbecken, das sich prima nutzen lässt.

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Redaktion
Simon Ribnitzky
Simon Ribnitzky ist seit August 2019 Teil des Teams der Reisemobil International und wurde 2022 Chefredakteur.
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