> Hachenburg im Westerwald

Versteckte Schönheit

15.04.2022
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Dominik Ketz

Im Herzen des Westerwaldes pulsiert das Leben in einer Kleinstadt: Hachenburg bietet Besuchern viel Sehenswertes – und Reisemobilisten schöne Plätze.

Im Westerwald, über dessen Höhen angeblich der Wind so kalt pfeift, versteckt sich Hachenburg. Obwohl vielleicht nicht jedermann bekannt, hat es die Kleinstadt in sich. Zugegeben: Aus der Größe von gerade mal knapp 6.200 Einwohnern lässt sich ihre Attraktivität nicht ohne Weiteres ablesen. Den Reiz merken Besucher der verwinkelten Altstadt aber sofort angesichts der vielen Sehenswürdigkeiten.

Der Dreifelder Weiher befindet sich nur wenige Kilometer südlich der Stadt.

Zu denen gehört auch das historische Rathaus aus dem 17. Jahrhundert, in dem heute unter anderem die Tourist- Information Gäste empfängt. Erreicht ist das barocke Fachwerkgebäude vom Stellplatz am Burggarten nach wenigen Minuten, liegt das Areal für acht Reisemobile doch nur 500 Meter vom Zentrum entfernt. Tipp: Wer es noch ländlicher mag, übernachtet am Campingplatz Haus am See am Dreifelder Weiher, gerade mal acht Kilometer südlich von Hachenburg. Bei gutem Wetter ist die Strecke mit dem Fahrrad ein Vergnügen, wenngleich leichte Hügel zu bewältigen sind.

Der Weg lohnt sich: In Hachenburg im Westerwald empfiehlt sich ein kleiner, gut einstündiger Rundgang zu den schönsten Punkten der Residenzstadt. Start ist an besagtem historischem Rathaus. Gegenüber, an der Mittelstraße 2, steht der Vogtshof. Das Fachwerkgebäude aus dem 17. Jahrhundert diente jenen herrschaftlichen Beamten als Sitz, die den Landesherrn in der Stadt vertraten. Heute sind hier Stadtbücherei und der prächtige Löwensaal, ein Sitzungs- und Hochzeitsraum, untergebracht.

Tipp: Direkt nebenan lädt der Lesegarten zum Verweilen ein. An sonnigen Tagen ist er geöffnet und frei zugänglich.
 

Die Judengasse, hier reihen sich viele schmucke Fachwerkhäuser aneinander, mündet in die Wilhelmstraße. Die bildete im Mittelalter eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt. Bummeln ist hier noch immer ein Erlebnis. So wie in der Schwanenpassage, gleich links um die Ecke, wo sich viele Geschäfte finden – und Reste der alten Stadtmauer. Ein Stück weiter entlang der Salzgasse steht der Poppenturm, ebenfalls ein Überbleibsel der Stadtmauer. Die soll übrigens schon vor 1292 bestanden haben. Von diesem markanten Punkt leitet die Salzgasse direkt zum Alten Markt mit dem Löwenbrunnen. Das gesamte Ensemble samt restauriertem Fachwerk steht unter Denkmalschutz, markiert dieses einstige Handelszentrum doch den historischen Stadtkern. Hier steht auch die barocke katholische Franziskanerkirche Mariä Himmelfahrt, erbaut 1734. Der Mönch mit der braunen Kutte über dem Hauptportal stellt Ordensgründer Franz von Assisi dar. Weltlich indes steht das Steinerne Haus mit seiner Renaissance-Fassade, vermutlich eines der ältesten gemauerten Gasthäuser Deutschlands.

Gegenüber der katholischen Kirche fällt das schmale, hohe Haus Roetig auf. Die frei schwingende Fenster-Pendeluhr an dem Gebäude hat der einst in dem Haus lebende Uhrmachermeister Friedrich Wilhelm Roetig erfunden. Inmitten der gepflegten Atmosphäre des Alten Marktes sitzen Menschen in Straßencafés. Der Platz wurde nach dem Stadtbrand von 1439 angelegt und besteht seither in seiner Größe und Form. Und ist bei Gästen wie Einheimischen gleichermaßen beliebt. Auf dem Marktbrunnen wacht der zweischwänzige Löwe. Diese Figur hat 1888 Graf Alexander von Hachenburg der Stadt geschenkt. Sie ist Teil des städtischen und des saynischen Wappens.

Das Schloss aus der Vogelperspektive.

Noch deutlicher freilich manifestiert sich die Macht der Herrscherfamilie in Schloss Hachenburg im Westerwald. Es steht auf dem höchsten Punkt von Stadt und Umland – und wurde wegen der strategisch guten Aussicht vom Grafen Heinrich III. von Sayn an dieser Stelle um das Jahr 1200 errichtet. Heute ist das Gebäude ein Barockschloss. In jüngster Zeit hat es mehrmals den Besitzer gewechselt. Seit 1974 findet hier die Hochschule der Deutschen Bundesbank ihren Sitz. Tipp: Zu besichtigen ist es montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr – am Wochenende nur im Rahmen einer Stadtführung.

Nahe dem Schlossberg steht die Evangelische Schlosskirche, sie grenzt an den Alten Markt. Das Gotteshaus ist noch heute über einen Gang mit dem Schloss verbunden. Zu den ältesten Bauteilen gehören der Unterbau des Kirchturms und der spätgotische Chor aus dem 15. Jahrhundert. An die heilige Katharina von Alexandrien, der die Kirche gewidmet ist, erinnert jedes Jahr am ersten November-Wochenende der Katharinenmarkt.

Nur wenige Schritte weiter soll sich die schönste Gasse Hachenburgs befinden: die Friedrichstraße, von den Einheimischen „Owergass“ genannt. In ihren vielen historischen Häusern werkeln Künstler und tragen zu einer ganz eigenen Leichtigkeit der Szenerie bei.

Tipp: Dieses Gefühl zeigt sich auch in der kleinsten Tauschbücherei des Westerwaldes, einer ausgedienten, roten Telefonzelle aus England. Sie ist ein Geschenk der englischen Partnerstadt Higham Ferrers, nach der auch der kleine Platz benannt ist, auf dem sie steht.

Wer zu seinem Ausgangspunkt, dem historischen Rathaus, zurückkehren möchte, kommt am spätmittelalterlichen Beustschen Haus vorbei. Es wurde 1766 umgestaltet. Hier wohnte zeitweise die Literatin Albertine von Grün, die zum weiteren Freundeskreis von Johann Wolfgang von Goethe gehörte.

Eine Attraktion Hachenburgs ist das Landesmuseum Westerwald nahe dem Stellplatz.

Danach schließt sich die Runde. Zu sehen gibt es – wie versprochen – viel in dem beschaulichen Hachenburg. Natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt:

In der Hachenburger Erlebnisbrauerei schauen die Gäste den Brauern über die Schulter oder brauen sogar gleich ihr eigenes Bier in einem entsprechenden Seminar – ganz traditionell. Einen Blick in die Vergangenheit von Hachenburg und Umgebung werfen Reisemobilisten im Landesmuseum Westerwald, das sich nur 500 Meter zu Fuß vom Stellplatz entfernt befindet. Auf eigene Faust sind dort acht historische Gebäude zu entdecken. Dazu gibt es einen Kräutergarten und einen Museumsladen. Nachdem Hachenburg, die versteckte Schönheit, erkundet ist, geht es zurück zum Reisemobil. Das steht ganz in der Nähe am Burggarten oder ein paar Kilometer entfernt am Dreifelder Weiher. Beides ist gleich schön – wenn auch völlig anders.

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Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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