> Richtig Heizen und Lüften beim Wintercamping

So funktioniert die Heizung im Wohnmobil

10.12.2024
Text: Karsten Kaufmann | Bild: Carado

Diesel-, Gas-, Wasser- oder Luftheizung: Warum nicht immer die leistungsstärkste Heizung im Wohnmobil optimal ist und welche Tipps helfen, die Heizleistung zu optimieren und Heizkosten zu senken. Plus: Tipps, wie Sie richtig Heizen und das Raumklima im Camper optimieren:

Viel hilft viel. In puncto Heizleistung von Wohnmobilheizungen trifft diese Aussage nicht unbedingt zu. Tatsächlich werden selbst kompakte Wohnkabinen auf Pick-Ups oder kleine Teilintegrierte mit leistungsstarken 6-KW-Heizungen angeboten. Die Krux: Diese Powerheizungen heizen den Camper zwar extrem schnell auf, werden dann aber ihre Hitze nicht mehr los (es fehlt mitunter an einer adäquaten, kleinen Heizstufe). Die Heizung schaltet sich ab, um kurz darauf wieder neu zu starten. Dieses On-Off-Spiel kostet nicht nur unnötig Energie (Betriebsstoff/ Strom), sondern führt am Ende auch, insbesondere bei Dieselheizungen, zum Verrußen des Heizgerätes.

Viel effektiver arbeiten Heizungen, wenn sie auf kleiner Heiz- und Lüftungsstufe permanent laufen können – was zudem die Geräuschkulisse im Fahrzeug merklich senkt. Als Richtlinie: Es reichen schon zwei Kilowatt Heizleistung für ein ordentlich isoliertes Fahrzeug von bis zu sechs Metern Länge.

Die Konvektoren der Alde-Warmwasserheizung müssen von unten Kaltluft ansaugen, um nach oben Warmluft abgeben zu können. Ein simples, aber effektives physikalisches Prinzip. Der Luftstrom muss in Bewegung bleiben.
Foto: Alde

Wer tatsächlich „Luft nach oben“ wünscht, also beispielsweise Heizpower für den Winterurlaub am Nordkap, sollte zu einer Heizung greifen, die bei gemäßigten Außentemperaturen eine kleine Heizstufe für den Dauerbetrieb anbietet – wie etwa Trumas neue Combi D.

Daher gilt: Augen auf beim Fahrzeugkauf – oder Selbstausbau. Wer mit seinem Fahrzeug samt Dieselheizung hoch hinaus möchte, sollte zudem über eine entsprechende Höhenanpassung nachdenken. Der Höhen-Kit optimiert die Verbrennung, wenn in Höhenlagen weniger Sauerstoff zur Verfügung steht.

Tipp für Wintercamper, die auch mal am Gletscher übernachten wollen. Wer auf eine Combi-Heizung von Truma setzen und hin und wieder von Strompauschalen des Campingplatzes profitieren möchte (schont Gas- oder Dieselvorräte), muss beim Fahrzeugkauf unbedingt darauf achten, dass der E-Kit in der Combi verbaut ist. Dieser ist nicht nachrüstbar.

Ob Gas- oder Dieselheizung? Wer häufiger und länger autark campen möchte, die Gasversorgung in den favorisierten Reiseländern kritisch sieht, wird sich unabhängig vom Gas machen wollen und zwangsläufig zur Dieselheizung greifen. Alle anderen Camper greifen ohne Bedenken zur bewährten Gasheizung.

Foto: Kuusamo

Heizung im Wohnmobil: Diese Heizungstypen gibt es

Foto: Truma

KOMBIHEIZUNGEN

Gleich mehrere Aufgaben im Fahrzeug übernehmen – nomen est omen – Kombiheizungen. Sie erhitzen nicht nur die Heizluft, sondern auf Wunsch auch gleich noch das Brauchwasser. Truma bietet die Combi-Heizungen als Gas- und Diesel-Variante an und außerdem eine E-Version mit zusätzlichen elektrischen Heizstäben.

 

  • Funktion: direkte Erwärmung von Heizluft und/oder indirekte Erwärmung des Brauchwassers im integrierten Boiler (wird über Wärmetauscher in Heißluft erwärmt).
  • Erwärmung Innenraum: über Heizungsgebläse, das die Warmluft über verteilte Ausströmer der Heizung in den Innenraum bläst.
  • Stromversorgung: Bordbatterie.
  • Heizen während der Fahrt: bei Gasheizungen nur in Kombination mit Sicherheitsabsperrung/ Crashsensor, die Dieselheizungen Webasto Dual Top und Truma Combi D jederzeit.

LUFTHEIZUNGEN

Luftheizungen sind leicht, sehr kompakt und finden selbst in kleinen Fahrzeugen einen Einbauort. Während Trumas VarioHeat im Innenraum oder Zwischenboden montiert werden muss, können die Luftheizungen von Eberspächer und Webasto auch unterflur installiert werden. Je nach Leistungsklasse heizen sie ein Fahrzeug völlig eigenständig, eignen sich aber auch perfekt, um als Zusatzheizung schon installierte Systeme zu unterstützen, beispielsweise um Gasvorräte zu schonen. Es gibt jedoch auch Modelle, die Flüssiggas verbrennen. Was sie nicht können: Brauchwasser erwärmen. Webasto bietet für solche Ansprüche eine Hybridlösung in Kombination einer AirTop mit einem gasbetriebenen Warmwasserboiler von Whale an.

 

  • Funktion: direkte Erwärmung der Heizluft, eignen sich als Stand-alone-Lösung oder als Ergänzung.
  • Erwärmung Innenraum: Gebläse der Heizung bläst Warmluft direkt am Heizgerät oder über verteilte Ausströmer der Heizung in den Innenraum.
  • Stromversorgung: Bordbatterie.
  • Heizen während der Fahrt: Truma VarioHeat nur in Kombination mit einem Crashsensor. Webasto AirTop und Eberspächer Airtronic funktionieren jederzeit.
Foto: Eberspächer

WASSERHEIZUNGEN

Wasserheizungen – nicht der Motorenzuheizer des Basisfahrzeugs – nehmen eine Sonderstellung unter den Heizungen ein. Mit integrierten Elektroheizstäben geben sie ihre Wärme nicht über Luftrohre in den Innenraum ab, sondern über Wasser-Luftwärmetauscher, also Konvektoren – ganz wie im heimischen Wohnzimmer. So stört kein Gebläsemotor, zudem lassen sich etwa Bodenheizplatten oder Handtuchhalter koppeln.

 

  • Funktion: Erwärmung von Heizwasser, Brauchwasser und (optional) Motorkühlwasser.
  • Erwärmung Innenraum: über Konvektoren.
  • Stromversorgung: Bordbatterie.
  • Heizen während der Fahrt: in Kombination. mit einer Sicherheitsabsperrung möglich.

Heizung im Wohnmobil optimieren: Diese Tipps helfen bei allen Heizungssystemen

  • Heizung startet nicht?

    Der erste Kontrollblick sollte immer dem Betriebsstoff gelten. Der Dieseltank muss deutlich über Reserve gefüllt sein, sonst kann die Heizung den Treibstoff nicht ansaugen. Und parallel gilt für Gasheizungen natürlich: Die Gasflaschen müssen ausreichend gefüllt sein. Bei zwei Gasflaschen kontrollieren: Hat die automatische Umschaltung von der leeren auf die volle Flasche funktioniert? Crashsensor im Blick behalten und womöglich Reset-Knopf drücken.

  • Warmluftansaugung und Ausströmer

    Luft- und Combi- Heizungen) sowie Konvektoren (Warmwasserheizung) müssen unbedingt frei sein. Vor Ausströmern sollten keine Schuhe stehen, auf Konvektoren keine Kleidung oder Kissen liegen. Hier gilt das physikalische Prinzip: Warmluft muss sich bewegen können, sonst bleibt es kalt im Auto.

  • Wo sitzt der Temperatursensor der Heizung im Fahrzeug?

    Er sollte zentral im Wohnraum positioniert sein, im Idealfall etwa 1,0 bis 1,2 Metern über dem Boden in einem Wohnbereich, wo die Wärme besonders wichtig ist. Der Sensor sollte frei von Luft umgeben sein, aber nicht von einem Warmluftauslass angeblasen werden oder nahe der Aufbautüre platziert sein.

  • Fahrzeug regelmäßig lüften.

    Feuchte Luft muss raus – trockene Frischluft erwärmt sich leichter.

  • Zu viel Heizleistung:

    Im kleinen Kastenwagen takten überdimensionierte Dieselheizungen auch auf kleinster Heizstufe permanent (geht häufig aus und wieder an)? Dann erreicht sie zu schnell die Zieltemperatur im Fahrzeug. Hier hilft es, etwas Warmluft über eine leicht geöffnete Dachhaube abzuführen – die Heizung läuft nun konstanter. Der Strombedarf und Dieselverbrauch sinken deutlich, der Brenner wird weniger strapaziert.

  • Funktions-Check:

    Heizung auch im Sommer alle paar Wochen für rund 10 Minuten anschalten. So lassen sich rechtzeitig vor der Wintersaison Defekte erkennen, bewegliche Teile werden mobilisiert. Bei Dieselheizungen bleibt durch regelmäßige Probeläufe die Brennkammer rußfrei, alter Kraftstoff und Gase werden entfernt/erneuert.

Aktuelle Zubehörangebote
Redaktion
Karsten Kaufmann
Karsten Kaufmann ist seit 2007 bei der Reisemobil International und ist Experte für Praxis und Zubehör.
zum Profil
AKTUELLE AUSGABE
12/2024
Abo
abschließen,
Prämie
sichern!
Akuelle image