Ein Urlaub ohne den geliebten Schmöker? Kaum vorstellbar. Insbesondere an verregneten Tagen gehört das Buch mitsamt einer warmen Tasse Tee und kuscheligen Decke quasi zum Must-have im Reisemobil. Je länger ein Trip dauert – oder je länger einen das miese Wetter begleitet – desto mehr Bücher verschlingen so manche Leseratten. Auch wenn das Gewicht gedruckter Bücher eher vernachlässigbar ist, Platz benötigen sie dennoch – und je nach Menge und Umfang der Bücher nicht zu wenig.
Dank eReader & Co. muss auch unterwegs nicht auf unterhaltsamen Lesegenuss verzichten werden. Als Freund des gedruckten Buches siegen Haptik, Übersichtlichkeit und nicht zuletzt der besondere Duft von bedrucktem Papier zwar noch regelmäßig über die Elektronik, dennoch sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen. Neben dem eingesparten Platz bieten die kleinen, handlichen Geräte eine fast endlose Bordbibliothek, die zu Hause oder unterwegs fast jederzeit gefüttert werden kann. Hierfür ist jeder eBook-Reader mit einem Micro- USB-Anschluss und einem WLAN-Modul ausgestattet. Die elektronisch gespeicherten Buchinhalte sind anschließend rund um die Uhr abrufbar, lange Akkulaufzeiten tun ihr Übriges.
Auf der anderen Seite muss man berücksichtigen, dass die Geräte Energie benötigen und ab und zu an den Ladestecker müssen. Die einmaligen Anschaffungskosten im oftmals niedrigen dreistelligen Bereich sind zudem sehr hoch, allerdings amortisiert sich dieser Preis auf Dauer. Zwar müssen vor allem neuere Bücher erst gekauft werden, allerdings sind diese oftmals günstiger als in der gedruckten Version. Dank integrierter Beleuchtung ist Lesen im Dunkeln auch ohne externe Lichtquelle möglich. Das ist vor allem praktisch, wenn Nebenmann/- frau oder die Kinder schon schlafen und sie so durch den nächtlichen Lesemarathon nicht gestört werden. Oder lieber die Augen schließen und lauschen? Einige Modelle bieten die Möglichkeit, Texte vorlesen zu lassen – oder gleich richtige Hörbücher abzuspielen. Die kleinen Lesegeräte, die rund 200 Gramm oder weniger auf die Waage bringen und somit leichter als die meisten Taschenbücher sind, eignen sich aber auch für den Ausflug an den Strand, sind mitunter sogar wasserdicht – und liegen beim Sonnenbaden leicht in der Hand.
Qual der Wahl
Es gibt verschiedene Hersteller tragbarer Lesegeräte. Auf dem deutschen Markt haben sich neben Platzhirsch Amazon mit seinem Kindle auch die deutschen Filialisten mit Tolino und das Schweizer Unternehmen Pocket- Book etabliert, die jeweils eine breite Palette an Geräten anbieten. Neben diesen dreien existieren vorwiegend Nischenanbieter. Technisch sind die eBook-Reader mittlerweile ausgereift, sodass die Unterschiede in Qualität und Ausstattung vergleichsweise gering sind.
Die Frage, ob nun Kindle, Tolino oder PocketBook ist daher weniger eine technische als vielmehr eine System-Frage, denn eBooks von Amazon können nur beim US-Versandriesen bestellt und nur auf den Kindle-Geräten gelesen werden. Bücher mit dem gängigen Dateiformat ePub können hier nicht geöffnet werden, weshalb Kindle-Nutzer nicht in öffentlichen Bibliotheken eBooks ausleihen oder anderweitig beziehen können. Tolino und PocketBook haben dagegen ein offenes System, sodass Nutzer viel mehr Freiheiten genießen und ihre Bücher bei Buchhändlern ihrer Wahl kaufen oder sogar in Bibliotheken ausleihen können. Amazon punktet dafür mit einer sehr großen Auswahl an Indie-Titel, die oft kostenlos oder günstig zu haben sind.
Kriterien der Kaufentscheidung
Bei der Entscheidung für ein eReader- Modell spielen je nach Bedürfnis verschiedene Faktoren wie Displaygröße und –typ, Beleuchtung und eBook-Format sowie Leistungsfähigkeit und Steuerungsart eine Rolle. Zwar können auch PC, Tablet oder Smartphone als eBook-Reader verwendet werden, allerdings sind eReader auf die speziellen Anforderungen beim Lesen optimiert. So lässt sich die Schriftgröße, oftmals auch die Schriftart anpassen, sodass in den meisten Fällen auf eine Lesebrille verzichtet werden kann. Für angenehmen und augenschonenden Lesegenuss spielt das Display eine wichtige Rolle. Es variiert in der Regel zwischen fünf und zehn Zoll und sollte eine entsprechende Auflösung zwischen 167 und 300 PPI vorweisen.
Das übliche E-Ink-Display („elektronische Tinte“) ist zum Lesen sehr gut geeignet, da Buchstaben und Bilder kontrastreich und scharf abgebildet werden. Das ePaper-Display ist ein matter Schwarz-Weiß-Bildschirm, der die Eigenschaften von Tinte auf Papier nachahmt. Dabei ist keine aktive Hintergrundbeleuchtung notwendig. Die spezielle Bildschirmtechnologie arbeitet so, dass winzige Farbtropfen sich unter dem Einfluss elektrischer Spannung derart bewegen, dass entweder ein schwarzer Punkt zu sehen ist oder nicht. Strom wird nur beim Blättern und Laden von Inhalten benötigt, daher kann eine Akkuladung schon mal einige Wochen, gar Monate halten. Das um einiges teurere E-Ink-Color-Display bietet zusätzlich die Möglichkeit, Zeitschriften und Bilder in Farbe anzuzeigen.
Einige Modelle sind mit einer integrierten Beleuchtung ausgestattet, die insbesondere abends das Lesen erleichtern. Ein ausreichend großer Speicher für die eigene Bibliothek ist entscheidend. Eine spätere Erweiterung des Speichers ist nicht bei allen Modellen möglich. Aber Achtung: Nicht jedes eBook- Format ist automatisch auf jedem eReader lesbar. PDF, AZW und ePUB sind die gängigen Formate. Das offene eBook-Format ePub passt die Inhalte im Gegensatz zu PDF automatisch der jeweiligen Displaygröße an. Das hauseigene AZW-Format von Amazon ist nur auf Kindle-Geräten lesbar. Bei einem späteren Wechsel auf ein Gerät eines anderen Herstellers sind diese eBooks nicht mehr nutzbar. Kurzum: Je mehr Formate ein eReader unterstützt, desto flexibler ist der Nutzer bei der Auswahl seiner digitalen Lektüre.
Wie gelangen Leseratten an Nachschub?
Alternativ zu kostenpflichtigen digitalen Büchern, die – den passenden Reader vorausgesetzt – in Buchhandlungen und Online-Shops wie Amazon, Thalia, Weltbild & Co. per Knopfdruck heruntergeladen werden können, finden sich im Internet auch zahlreiche Plattformen für kostenlosen Lesegenuss. Hierbei handelt es sich oftmals um Nischenprodukte, Indie-Titel und alte Klassiker, weniger um aktuellere Bestseller, aber wer stöbert, findet so manchen literarischen Schatz:
Gratis eBooks – hier lesen Sie zum Teil für lau:
- Onleihe: der eBook-Verleih der öffentlichen Bibliotheken
- Projekt Gutenberg
- Beam
- BookRix
- eBook.de
- Ciando
- Feedbooks
- MobilRead
- Open Library
- Zulu eBooks
Fazit: gedruckt vs. digital
Zum Schluss noch ein Blick auf die Ökobilanz: Wie ökologisch sind E-Reader? Mehrere Studien haben sich dem Thema gewidmet und unterm Strich gilt: Wer mehr als zehn Bücher pro Jahr liest, kann sich mit grünem Gewissen einen eBook-Reader kaufen. Damit schlägt er die Ökobilanz der gedruckten Bücher deutlich. Und klar ist auch: Je länger der Reader im Einsatz ist und umso mehr Literatur darauf geladen ist, desto besser ist das für die Umweltbilanz. Papierlos lesen ist überall dort eine gute Alternative, wo der Platz begrenzt und das Gewicht reduziert werden soll.
Vielleser haben mit eReadern unterwegs immer ausreichend Literatur dabei und können sich jederzeit mit neuer Lektüre versorgen – so lange kein technischer Defekt am Gerät auftritt. Und mal ganz pragmatisch gedacht: Wer beim Lesen öfters mal einnickt braucht keine Angst zu haben, dass er das Lesezeichen vergisst oder ihm ein schwerer Schinken auf die Nase fällt. Wer allerdings eine emotionale Bindung zu Büchern hat, seinen Lesestoff anfassen und die Druckerschwärze riechen will, sollte die Finger davon lassen. Das Lesegefühl muss stimmen. Nicht umsonst bevorzugen weiterhin rund 80 Prozent der Deutschen das Buch, trotz aller Vorteile der elektronischen Geräte und fortschreitender Digitalisierung in sämtlichen Lebensbereichen. Das Buch ist tot? Es lebe das Buch!