> Carthago C-Tourer epic I 144 LE

Gewusst wie

14.08.2016
Text: Mathias Piontek | Bild: Heiko Paul

Mit einem technischen Kniff gewinnt Carthago beim C-Tourer epic I 144 LE wertvolle Zentimeter. Auch sonst überzeugt der neue Integrierte.

Längsbetten nehmen mehr Innenraumlänge ein als ein Querbett, deshalb sind Einzelbettenfahrzeuge meist deutlich über sieben Meter lang oder aber der Hersteller spart die benötigten Zentimeter an anderer Stelle ein, etwa im Bad oder bei der Sitzgruppe. Oder man hat eine gute Idee wie Carthago: Warum eines der Betten nicht einfach in der Länge variabel konstruieren?

Gesagt, getan. Beim neuen C-Tourer epic I 144 LE auf Fiat Ducato hat der oberschwäbische Hersteller den Unterbau des fahrerseitigen Längsbetts im Heck um 30 Zentimeter verschiebbar gestaltet. Samt Wandteil am Fußende gleitet die Liegefläche leichtgängig vor und zurück. Weil auch die Arretierung ebenso wie der Schiebemechanismus zuverlässig funktionieren und einen soliden, langlebigen Eindruck machen, ist gleich mal ein Kompliment an die Carthago-Konstrukteure fällig.

Während der Nacht reicht die Liegefläche bis weit in die Dusche des Raumbads hinein. Zum Duschen schiebt der Urlauber das Bett in Richtung Heck. Hierbei stellt sich das Kopfende auf. Ohnehin lassen sich die Kopfenden beider Betten in der Höhe variieren. Doch damit nicht genug: In beiden Fußenden bringt Carthago jeweils einen Kleiderschrank mit weit öffnender Tür unter. Am Bett auf der Beifahrerseite ist zudem das Fußende aufstellbar, damit die Garderobe leichter zugänglich ist.

Beide Betten statten die Aulendorfer mit einer Kombination aus Federtellern und Holzlattenrost aus – entsprechend gut ist auch der Liegekomfort im Heck.

Und wenn beide mal nicht getrennt schlafen möchten, öffnet einer einfach eine Klappe zwischen den Betten und zieht eine Erweiterung samt stabiler Holzleiter heraus. Damit gelingt der Zustieg ins Bett fast ebenso mühelos wie sonst über die zwei Stufen mit integriertem Staufach. Gutes LED-Licht und eine 230-Volt-Steckdose ergänzen die Ausstattung, sodass das Schlafzimmer im C-Tourer epic I 144 LE vollends überzeugt.

Für zwei weitere Passagiere hat der C-Tourer epic I 144 im Bug das klassische Carthago-Hubbett, das sich problemlos entriegeln und leichtgängig runter- und hochfahren lässt.

Auch das Raumbad ist mit genügend Bewegungsfreiheit, ansprechender Ausstattung und guter Ausleuchtung praxisgerecht gestaltet. Einzig die Plexiglas-Falttür der Dusche reicht nicht sonderlich weit hoch, sodass der Camper mit der Duschbrause leicht darüber spritzen kann. Dieser Punkt dürfte von Carthago aber problemlos zu ändern sein. Und bei dieser Gelegenheit könnte der Hersteller auch gleich eine Ablage für Duschzeug montieren, damit man das Shampoo nicht auf der Radkastenverkleidung abstellen muss.

Sehr überzeugend hingegen ist die Gliedertür zum WC-Raum. Deren vorderstes Teil hat Carthago gekürzt, damit sie, ohne dass eine Lücke entsteht, über die rechte Radhausverkleidung gleitet. Ein Führungselement auf dem Radkasten stellt sicher, dass die Gliedertür auf Anhieb zum Anschlag gelangt. Auch bei geschlossener Gliedertür bleibt auf der Drehtoilette von Thetford genügend Platz. Zudem gefällt das relativ große Waschbecken aus Mineralwerkstoff-Imitat.

Der Sanitärraum lässt sich übrigens mit Hilfe einer soliden Schiebetür als Raumbad zur Küche hin abtrennen und erhält somit auch gute Noten.

Die Winkelküche mit dem gegenüber des Gangs platzierten Slim-Tower-Kühlschrank bietet nicht allzu viel Arbeitsfläche, jedoch kann der  geteilt ausgeführte Glasdeckel des elektrisch zündenden Dreiflammherds zuweilen als Ablage genutzt werden.

Praktisch: Die Abdeckung der Spüle dient sich umgedreht und eingehängt in zwei Aluminiumhalter an der Trennwand zur Sitzbanklehne als weitere Ablage oder auch als ein Schneidebrett an. Die Spüle ist ausreichend groß, und auch der Herd lässt sich in der Praxis gut nutzen. Gut gefällt die saubere Abdichtung der Arbeitsplatte zur Rückwand und den seitlichen Möbeln hin.

Auch die Unterschränke, sie sind mit Softeinzug ausgestattet, bieten genügend Stauraum. Schöne Details sind hier die mit einer Blende hinterlegten, gut zugänglichen Gasabsperrventile sowie der im unteren Auszug eingelassene Abfalleimer. Neben dem Fenster hat Carthago an Platz sowie eine 230-Volt-Steckdose für eine Kapsel-Kaffeemaschine gedacht. Der zweiteilige Oberschrank ist mit Einlegeboden und Rüttelkanten versehen.

Beim gesamten Mobiliar fällt auf, wie gut der Hersteller darauf geachtet hat, dass Türen und Klappen sauber schließen und von Anschlagpuffern in ihrem Bewegungsdrang gehemmt werden. Der Innenraum bleibt deshalb auch beim Befahren holpriger Straßen ausgesprochen leise. Dazu passt, dass auch so gut wie keine Windgeräusche auftreten und der Motor sehr gut zum Innenraum hin gedämmt ist.

Die wohnlich gestaltete, bequeme Sitzgruppe bietet zusammen mit dem Einzelsitz auf der Beifahrerseite und den drehbaren Vordersitzen vier bis fünf Personen angenehmen Sitzkomfort in gemütlicher Runde. Vier Personen nehmen gurtgesichert während der Fahrt Platz. Gurtbock und die Aufhängung der Sicherheitsgurte polstert Carthago vorbildlich ab, um Verletzungen bei einem eventuellen Unfall zu vermeiden.

Die große, glattflächige Heckgarage nimmt reichlich Urlaubsgepäck auf – Sperriges wie Fahrräder sind kein Problem. Selbst große E-Bikes schultert die Garage lässig. Dass Zurrschienen helfen, Schüttgut sauber zu sichern, gehört bei Carthago zum guten Ton, ebenso wie die Elektrozentrale in der Heckgarage.

Auch in der günstigen Tourer-Serie setzen die Oberschwaben auf Alu-Sandwichwände mit Aluminium innen und außen sowie dem Dach mit einer hagelresistenten GfK-Schicht außen und einer Alu-Schicht innen.

Wie Reisemobil International in einem Blitz-Versuch bewiesen hat, bildet diese Kombination einen Faradayschen Käfig, bietet also für die Insassen Schutz bei einem Blitzeinschlag. Wie die Wände kommt auch die Bodenplatte ohne Holz aus. Der Aufbau schafft somit beste Voraussetzungen für ein langes Reisemobilleben.

Wie schon erwähnt, bleibt der C-Tourer epic I 144 während der Fahrt recht leise. Die Bedienelemente sind Fiat-Ducato-typisch ergonomisch günstig angeordnet, die Rücksicht über die Außenspiegel ist gut. Wenngleich die großen Spiegel die Sicht auf der Fahrerseite vor allem nach vorne links deutlich einschränken.

Wie erwartet bietet der getestete C-Tourer epic I 144 solide Carthago-Qualität – ganz entscheidend aber ist: Das in die Dusche verlängerbare Bett funktioniert einwandfrei und bietet eine tolle Möglichkeit, das Mobil gut 30 Zentimeter kürzer zu halten.

Technische Daten

  • Fahrgestell

    Fiat Ducato, 148 PS, automatisiertes Sechsgang-Schaltgetriebe, Al-Ko-Tiefrahmen

  • Maße und Massen

    (L x B x H): 699 x 227 x 289 cm, Radstand 414 cm, zul. Gesamtmasse: 4.500 kg, Anhängelast gebremst: 2.000 kg

  • Aufbau

    Dach/Wände 38 mm Alu-/GfK-Sandwich, Unterboden GfK-Sandwich

  • Betten

    Hubbett 195 x 160 cm, Einzelbetten hinten 194 x 77 und 187 x 77 cm

  • Füllmengen

    Frisch-/Abwasser: 120/100 Liter isoliert, Gas: 2 x 11 kg, Kühlschrank 142 Liter

  • Serienausstattung

    Al-Ko-Tiefrahmen, Airbag, ABS, ARS, ESP, Hillholder, Busrückspiegel, stufenloser Klimaspeicher-Doppelboden, LED-Lichttechnik, Premium Aufbautür, Carthago-Sichtkonzept Fahrerhaus

  • Extras

    Chassis-Paket, Komfort-Paket, automatisiertes Schaltgetriebe, Motorvariante 150 Multijet, Nespresso-Kapselmaschine, LED-Flachbildschirm

  • Testverbrauch

    11,4 Liter/100 km

  • Grundpreis/Testwagenpreis

    81.630 Euro/90.955 Euro

Redaktion
Mathias Piontek
Mathias Piontek ist seit Juli 2006 im Team von Reisemobil International und für die Fahrzeugtests zuständig.
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