> Carthago Chic C-Line I 4.9 im Test

Die Oberklasse lässt grüßen

08.05.2016
Text: Juan Gamero | Bild: Hardy Mutschler

Integrierte zählen zu den Premium-Produkten der Branche. Sie verheißen mobilen Luxus wie kaum eine andere Reisemobilgattung. Was kann der Kunde von der klassischen Königsklasse erwarten? Im Vergleich: Adria Sonic Supreme I 720, Carthago Chic C-Line I 4.9 und Hymer B-Klasse Premiumline 70.

ntegrierte gehören zu den Premium-Produkten der Branche. Sie verheißen mobilen Luxus wie kaum eine andere Reisemobilgattung. Was kann der Kunde von der klassischen Königsklasse erwarten?

Keine andere Reisemobilgattung steht so stellvertretend für hohen Komfort und mobilen Luxus wie die Integrierten. Doch was steckt konkret hinter diesen Attributen? Verdient die sogenannte Königsklasse ihren Namen zu Recht – oder ist sie einfach nur teuer?

Dieser Frage stellen sich drei Vertreter der gehobenen Integrierten-Kaste. Hymer schickt die 7,79 Meter lange und 94.690 Euro (Maxichassis Serie) teure B-Klasse Premiumline 704 ins Rennen, Carthago den 7,45 Meter langen und ab 89.970 Euro (Preis auf 3,5 Tonnen-Chassis) erhältlichen Chic C-Line I 4.9. Der slowenische Hersteller Adria stellt sich dem Dreier-Vergleich mit dem 7,40 Meter langen und bereits für 84.999 Euro (in der 3,5-Tonnenversion) erhältlichen Sonic Supreme I 710 SL. Alle drei Test-Modelle rollen auf Fiat-Ducato-Basis mit Al-Ko-Tiefrahmenchassis und Doppelboden vom Produktionsband.

Außerdem beherbergen sie die derzeit beliebteste Einrichtungsvariante. Diese umfasst Heck-Einzelbetten mit darunter liegender Heckgarage, ein davor gelagertes Raumbad, einen großen Küchentrakt im Mittelteil des Fahrzeugs sowie eine großzügig dimensionierte Sitzgruppe mit drehbaren Einzelsitzen im Bug.

Über den beiden Vordersitzen und dem Armaturenbrett montieren alle drei Hersteller ein Hubbett. Die Vorteile des Betts an dieser Position: Es schränkt tagsüber hochgeschoben im Wohnbereich die Stehhöhe nicht ein und zum Schlafen abgesenkt lässt sich die Sitzgruppe noch teilweise nutzen.

Karosserie

Hymer, Carthago und Adria geben ihren Integrierten eine standesgemäße und hochwertige Kabinenkonstruktion mit auf den Weg. Hymer setzt auf seine patentierte, bewährte PUAL-Bauweise mit geschäumten Wänden in Alu-Sandwichbauweise sowie verrottungsfreiem GfK- Sandwichboden mit XPS-Schaumisolierung. Obendrein gibt es ein hagelresistentes Aludach mit GfK-Beschichtung. Carthago versieht den Chic C-Line I 4.9 mit holzfreien Wänden in Alu-Sandwichbauweise (Alu innen und außen) mit feuchtigkeitsabweisender RTM-Hartschaumisolierung, einem hagelresistenten und blitzsicheren GfK-Alu-Sandwichdach (Blitztest siehe hier) sowie einer robusten GfK-Sandwichbodenplatte, die auch aufspritzender Kies oder kleine Steine nicht beschädigen. Kältebrückenfreie Karosserieverbindungen (verklebte Aluminium-Tragholme) erhöhen die Winterfestigkeit des Chic C-Line. Außerdem sind die Außenklappen des Integrierten durchgängig isoliert und mit Doppeldichtungen versehen. Adria stattet den Sonic Supreme mit Alu-Sandwichwänden aus. Dach und Boden werden in GfK-Sandwichbauweise gefertigt. Außerdem werten die Slowenen die Kabinenkonstruktion mit PU-Kantenverstärkungen auf (Comprex-Aufbau).
Hochwertige PU-Rahmenfenster gehören bei allen drei Modellen zur Serienausstattung. Die 70 Zentimeter breite Aufbautür im XL-Format ziert jedoch nur die Wohnkabine des Hymer und des Adria-Integrierten. An der Verarbeitungsqualität gibt es nichts auszusetzen. Türen und Klappen werden passgenau eingebaut, die Spaltmaße sind klein und einheitlich. Zudem passen alle drei Hersteller die Bugmaske sauber an die Wohnkabine an und versäumen es nicht, die Übergänge fachgerecht abzudichten. Optisch unterscheiden sich die Testmobile voneinander. Sie besitzen unterschiedliche Bugmasken, die ihr modernes Gesicht individuell prägen.

Innenausbau

Das Mobiliar der Integrierten ist gut verarbeitet und fachgerecht eingepasst. Solide Metallbeschläge, hochwertige Teleskopaufsteller, robuste Möbelgriffe sowie langlebige bündige Umleimer sind Standard. Ebenso kommen Küchen-Schubfächer mit Selbsteinzug und Verriegelungsmechanismus zum Einsatz. Während Adria den jugendlicheren Einrichtungsstil mit hellen Möbeln und weißen Polstern bevorzugt, entscheiden sich Carthago und Hymer für die konservativere Variante mit gedeckten Brauntönen. Das Interieur des rund 40 Zentimeter längeren Hymer Premiumline 704 bietet etwas mehr Platz als die ebenfalls großzügigen Wohnräume des Chic C-Line und des Sonic Supreme. Die Bettenmaße der Einzelbetten und des Hubbettes sind vergleichbar und selbst für größer gewachsene Reisemobilisten geeignet. Eine große Liegewiese lässt sich mit wenigen Handgriffen in allen drei Modellen aus den Einzelbetten bauen. Geräumige und beleuchtete Kleider- und Wäscheschränke unter den Einzelbetten bieten alle drei Testmobile. Adria legt noch einen drauf und gibt dem Sonic Supreme ein Schubfach mit auf den Weg, das seitlich aus einem der Bettkästen fährt und sich hervorragend als Schuhfach nutzen lässt.

Außerdem statten die Slowenen ihren Integrierten mit einer schmalen Schrankzeile (28 Zentimeter) aus, die ihren Platz zwischen dem Schlaf- und Sanitärteil findet.

Der längere Premiumline von Hymer punktet an dieser Stelle gar mit einer 175 Zentimeter hohen Schrankzeile. Hymer und Carthago versehen ihre Einzelbetten mit hochwertigen und flexiblen Kunststoffteller-Rosten anstatt mit hölzernen Lattenrosten wie Adria. Die Einzelbetten lassen sich nur in den beiden oberschwäbischen Modellen aufstellen, um die Schränke darunter zu beladen. Im Sonic Supreme muss sich der Reisemobilist dazu bücken.

Unter den Betten finden voluminöse und beidseitig beladbare Garagen ihren Platz. Carthago hat mit seiner top ausgestatteten und 216 mal 137 mal 120 Zentimeter großen Garage die Nase vor Adria (210 mal 105 mal 118 Zentimeter) und Hymer (208 mal 145 mal 125 Zentimeter). Großzügig verfahren alle drei Hersteller mit den Abmessungen der Sitzgruppen. An ihnen finden bis zu fünf Personen reichlich Platz.

Die Polster sind sehr gut ausgeformt. Die Sitztiefe ist mit 47 Zentimetern sehr groß. Die Tischplatten lassen sich in alle Richtungen verschieben. Damit auch der Passagier ausreichend Beinfreiheit hat, der auf Tour an der Fensterseite auf der Sitzbank in Fahrtrichtung Platz nimmt, lassen sich die Sitzflächen der sich anschließenden Längsbank wegklappen. Das ist äußerst praktisch und erhöht den Komfort.

Küche und Bad

In die Schlafzimmer integrieren alle drei Hersteller die Sanitärteile. Die Abmessungen sind ansehnlich und vergleichbar. Elegante Holzmöbel werten die geräumigen Bäder auf. Es mangelt weder an Stauraum und Ablagemöglichkeiten für Badeutensilien noch an ausreichend Bewegungsfreiheit.

Gegenüber kommen geräumige Duschkabinen mit durchsichtigen Kunststoff-Klapptüren inklusive zweier Wasserabläufe zum Einsatz, die auch kräftiger gebauten Reisemobilisten ausreichend Platz bieten.

Adria sieht für sie 80 mal 60 Zentimeter Grundfläche vor, Carthago 75 mal 70 Zentimeter. Hymer gibt dem Premiumline 704 eine 75 mal 70 Zentimeter (Grundfläche) große Duschkabine mit auf den Weg.

Zum großen Raumbad lassen sich die Sanitärteile erweitern, indem man die Badezimmertür gegenüber auf der anderen Seite des Mittelgangs einrastet. Das erhöht die Privatsphäre und schafft ein vom vorderen Wohnteil abgeschirmtes Umkleidezimmer. Zu den Einzelbetten hin gibt es aber keine Abtrennung.

Die Küchen der Probanden gehören zu den Highlights der Fahrzeuge. Kratzfeste Arbeitsplatten, zahlreiche große Schubfächer mit Selbsteinzug und Zentralverriegelung sind Standard. Adria optimiert die etwas knappere Arbeits- und Ablagefläche mit drei nebeneinander montierten Herdflammen, die standesgemäß mit elektrischer Zündung versehen sind.

Carthago und Hymer veredeln ihre Bordküchen mit hochwertigen Apothekerauszügen und Abfalleimern, die in den Unterschränken integriert werden. Große und tiefe Spülbecken, in denen sich auch stattlichere Töpfe und Pfannen abspülen lassen, gehören zur gelungenen Küchenausstattung aller drei Integrierten.

Drei Integrierte im Vergleich

Carthago

Modell: Chic C-Line I 4.9 auf Fiat Ducato Maxi und Al-Ko-Tiefrahmenchassis
Länge: 745 cm
Preis: ab 91.350 Euro
Technisch hochwertig, viele schöne Details für entspanntes Reisen.

Adria

Modell: Sonic Supreme I 720 auf Fiat Ducato Maxi und Al-Ko-Tiefrahmenchassis
Länge: 740 cm
Preis: ab 86.799 Euro
Schicker Integrierter für anspruchsvolle Rechner.

Hymer

Modell: B-Klasse Premiumline 704 auf Fiat Ducato Maxi und Al-Ko-Tiefrahmenchassis
Länge: 779 cm
Preis: ab 94.690 Euro
Hymers Aushängeschild B-Klasse zeigt sich in Bestform.

Infobox

Den ausführlichen Dreier-Vergleich mit Gesamtbewertung, dem Testurteil zu Elektrik, Gas, Wasser und Sicherheit, Ladetabellen und technische Daten lesen Sie in der Mai-Ausgabe 2016 von Reisemobil International. Den Testartikel in der pdf-Version können Sie hier downloaden.

Redaktion
Juan Gamero
Juan Gamero ist seit Juli 1991 bei der Reisemobil International. Er testet Reisemobile & Co. und ist Experte für Technik.
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